Die Abschiebung von Menschen nach Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban ist ein komplexes und kontroverses Thema. Ende August 2024 wurden, wie die Tagesschau berichtete, erstmals seit der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren wieder afghanische Staatsangehörige, 28 verurteilte Straftäter, aus Deutschland nach Afghanistan abgeschoben. Wie vom Standard berichtet, vermittelte für die Abschiebung das Golfemirat Katar zwischen der deutschen Regierung und den Taliban. Ein Sprecher der Bundesregierung bestätigte dies und fügte hinzu, dass es sich bei den Abgeschobenen um verurteilte Straftäter ohne Bleiberecht in Deutschland handelte, gegen die Ausweisungsverfügungen vorlagen. Laut einer Meldung der DPA, die die Zeit wiedergab, erhielten die Abgeschobenen vor dem Flug 1.000 Euro Handgeld und wurden von einem Arzt begleitet.
Diese Abschiebung hat eine erneute Debatte über die Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern und Straftätern nach Afghanistan entfacht. Wie die FAZ berichtet, schickte Österreich eine Delegation nach Kabul, um mit den Taliban über die Rückführung abgelehnter Asylbewerber zu sprechen. Afghanistan ist das Herkunftsland mit der zweitgrößten Zahl an Asylbewerbern in Österreich. Die FAZ berichtet weiter, dass Deutschland, obwohl im August 28 Afghanen abgeschoben wurden, direkte Gespräche mit den Taliban ablehnt. Der Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Joachim Stamp, brachte laut Tagesschau jedoch unverbindliche Sondierungsgespräche mit den Taliban ins Spiel. Er betonte Deutschlands "ernsthaftes Rückführungsinteresse".
Die Menschenrechtslage in Afghanistan unter den Taliban ist prekär. Amnesty International kritisiert die Abschiebungen scharf und bezeichnet sie als Verstoß gegen völkerrechtliche Verpflichtungen. Pro Asyl betont ebenfalls die Unsicherheit in Afghanistan und fordert Rettungen statt Abschiebungen. Es wird befürchtet, dass Abgeschobene dort Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Laut Tagesschau bestätigte ein hochrangiger Taliban-Vertreter, dass die Ende August Abgeschobenen nach Überprüfung und schriftlicher Versicherung ihrer Familien, dass sie keine Straftaten begehen würden, wieder freigelassen wurden.
Die politische Diskussion in Deutschland dreht sich um die Frage, wie mit der schwierigen Situation in Afghanistan umgegangen werden soll. Während einige Politiker, wie CDU-Chef Friedrich Merz (laut Tagesschau), direkte Verhandlungen mit den Taliban befürworten, um über die Rücknahme ihrer Staatsbürger zu sprechen, sind andere zurückhaltender. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Nils Schmid, äußerte gegenüber der Tagesschau, dass technische Gespräche mit dem Taliban-Regime über einzelne Punkte wie Abschiebungen unvermeidlich seien.
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