Die Zahl der Abtreibungen in Hamburg ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen, während sie in Schleswig-Holstein leicht gestiegen ist. Das berichtet die Zeit unter Berufung auf Daten des Statistikamts Nord. Demnach wurden in Hamburg 3.519 Schwangerschaftsabbrüche erfasst, verglichen mit 4.334 im Vorjahr. Dies entspricht einem Rückgang um 18,8 Prozent. In Schleswig-Holstein hingegen stieg die Zahl der Abtreibungen um 4,6 Prozent auf 3.396, nach 3.246 im Jahr 2022.
Es ist jedoch zu beachten, dass die Zahlen von Jahr zu Jahr schwanken und es keine eindeutige Tendenz gibt. So wurden im Jahr 2000 in Hamburg 4.735 Embryos abgetrieben, im Jahr 2015 nur 3.324. In Schleswig-Holstein, das rund eine Million Einwohner mehr hat, wurden im Jahr 2000 offiziell 3.702 Schwangerschaften abgebrochen, im Jahr 2015 waren es mit 2.998 deutlich weniger.
Die Statistiker können über die Ursachen der Schwankungen nur spekulieren. Ein Sprecher erklärte, dass beispielsweise eine Klinik oder eine Praxis ihren Standort gewechselt haben könnte. Informationen dazu liegen dem Amt jedoch nicht vor. Die Statistik wird zentral vom Statistischen Bundesamt geführt. Die genannten Zahlen beziehen sich auf den Ort des Eingriffs.
Betrachtet man den Wohnsitz der Schwangeren, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Demnach zählte das Statistikamt im vergangenen Jahr in Hamburg 2.930 Abtreibungen, nach 3.465 im Vorjahr. Das bedeutet einen Rückgang um 15,4 Prozent. In Schleswig-Holstein wurden 3.504 Schwangerschaften von Frauen mit Wohnsitz im Norden abgebrochen. Im Jahr 2022 waren 3.533 Abbrüche erfasst worden, woraus sich ein leichtes Minus von 0,8 Prozent ergibt.
Zum Vergleich: Laut Statistischem Jahrbuch wurden im Jahr 2022 in Schleswig-Holstein 23.953 Kinder geboren, in Hamburg 19.054.
Die weitaus meisten Abtreibungen - 97 Prozent in Hamburg und 98 Prozent in Schleswig-Holstein - erfolgten nach der Beratungsregelung. Nur selten ging dem Schwangerschaftsabbruch eine medizinische Indikation voraus, mit der eine schwerwiegende Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Frau bescheinigt wird. In Hamburg waren das im vergangenen Jahr 86 Fälle, in Schleswig-Holstein 66. Eine kriminologische Indikation, etwa nach einer Vergewaltigung, ist der Statistik zufolge eine extrem große Ausnahme.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland grundsätzlich strafbar für alle Beteiligten. Lässt sich die Frau jedoch von einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle beraten, darf ein Arzt den Abbruch bis zum Ende der zwölften Woche nach der Empfängnis vornehmen.
Quellen:
- https://www.zeit.de/news/2024-09/28/weniger-abtreibungen-in-hamburg-mehr-in-schleswig-holstein
- dpa