Julian Assange, der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, hat sich erstmals seit seiner Entlassung aus britischer Haft im Juni dieses Jahres öffentlich geäußert. Bei einem Auftritt vor dem Parlamentarischen Ausschuss des Europarats in Straßburg erhob er schwere Vorwürfe gegen die USA. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, habe er sich nichts zuschulden kommen lassen, außer: freiem Journalismus.
Assange, der sichtlich erschöpft wirkte, beendete seinen Auftritt nach knapp eineinhalb Stunden vorzeitig. In seiner Ansprache betonte er die Bedeutung des Kampfes für die Pressefreiheit und rief dazu auf, diesen fortzusetzen. „Keep up the fight!“, gab er seinen Zuhörern mit auf den Weg.
Der Wikileaks-Gründer war Ende Juni nach 14 Jahren juristischen Tauziehens überraschend freigekommen und nach Australien zurückgekehrt. Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan hatte zuvor einen Deal zwischen dem Australier und der amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet.
Seit 2010, als Wikileaks geheimes Material der Whistleblowerin Chelsea Manning von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan veröffentlichte, war Assange ein unfreier Mann. Die USA warfen ihm vor, damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Seine Anhänger hingegen feierten ihn als mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte.
Assange hatte sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt, bevor er 2019 dort verhaftet wurde. Anschließend saß er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh ein, wo er sich juristisch gegen eine Auslieferung in die USA zur Wehr setzte. Laut Wikileaks war Assange dort 23 Stunden am Tag in Isolationshaft in einer winzigen Zelle untergebracht.
Die erneute Inhaftierung Assanges hatte international für Empörung gesorgt und eine Debatte über die Grenzen der Pressefreiheit ausgelöst. Seine Anhänger sahen in ihm einen politischen Gefangenen, der für die Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen verfolgt wurde.
Obwohl Assange nun auf freiem Fuß ist, ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen. Die von ihm aufgeworfenen Fragen nach der Balance zwischen nationaler Sicherheit und Pressefreiheit bleiben aktuell.
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