Die Salzwedeler Baumkuchen GmbH blickt auf ein erfolgreiches Jahr unter neuer Führung zurück. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, ist die Nachfrage nach dem traditionellen Gebäck, insbesondere im Hinblick auf das kommende Weihnachtsfest, enorm. „Wir könnten gar nicht so schnell wachsen, wie die Nachfrage da ist“, erklärt Geschäftsführer Frank Ostendorf.
Ostendorf hatte das Traditionsunternehmen vor einem Jahr übernommen, nachdem die vorherige Leitung keinen Nachfolger finden konnte. Die Übernahme erfolgte zu einem kritischen Zeitpunkt: Im Sommer des Vorjahres hatten alle Mitarbeiter bereits ihre Kündigung erhalten. Unter Ostendorfs Führung erlebt der Betrieb nun einen Aufschwung, die Mitarbeiterzahl ist wieder auf rund 35 angestiegen.
Der Wechsel an der Spitze des Unternehmens verlief nicht ohne anfängliche Skepsis. Ostendorf räumt ein, dass ihm als „Wessi“ aus einer anderen Branche zunächst ein gewisses Misstrauen entgegengebracht wurde. „Ich wusste vorher nicht, was Salzwedeler Baumkuchen ist und wie viele Emotionen damit verbunden sind“, so der ehemalige Geschäftsführer einer Großbäckerei. Umso wichtiger war es ihm, keine radikalen Veränderungen vorzunehmen. Das bewährte Grundrezept des Baumkuchens bleibt unangetastet.
Dennoch gibt es auch Neuerungen: Die Anschaffung neuer Öfen soll die Produktionskapazität erhöhen. Darüber hinaus wurden bereits einige neue Variationen des klassischen Baumkuchens kreiert. In Kürze ist zudem eine Kooperation mit dem bekannten österreichischen Fernsehkoch Johann Lafer geplant.
Die Gratwanderung zwischen dem Erhalt des traditionellen Kerns einer Marke und der Notwendigkeit, sie weiterzuentwickeln, ist eine Herausforderung, der sich viele Unternehmen nach einer Übernahme stellen müssen. Patrick Kammerer, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes, betont die Bedeutung eines starken Markenkerns, der auch Managementwechsel überdauern sollte. „Man kann und muss eine erfolgreiche Marke über die Jahre weiterentwickeln“, so Kammerer. Gleichzeitig warnt er davor, dass die Markenidentität verloren geht, wenn die Veränderungen zu weit gehen: „Sonst entsteht etwas anderes und die Markenhülle stimmt nicht mehr.“
Die Geschichte des Salzwedeler Baumkuchens reicht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Damals wurde das aufwendige Schichtgebäck, das traditionell an einer Stange über offenem Feuer gebacken wird, von mehreren Konditoren in der Stadt hergestellt. Wer den ersten Salzwedeler Baumkuchen buk, ist bis heute umstritten. Einer Legende nach soll König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen im Jahr 1843 bei einem Besuch in Salzwedel so begeistert von dem Gebäck gewesen sein, dass er den Rest des Baumkuchens in seinem Reisewagen mitnahm. Später belieferten Salzwedeler Bäcker den königlichen Hof. Auch heute noch gibt es in der Stadt mehrere Baumkuchenbäckereien, die die Tradition des aufwendigen Handwerks fortführen.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-09/29/erfolgsrezept-baumkuchen-neue-impulse-nach-uebernahme