3.12.2024
Botticellis Madonna und Alte Meister im Londoner Auktionsfokus

Wiederentdeckter Botticelli führt Londoner Altmeister-Auktionen an

Der Kunstmarkt für Alte Meister erlebt eine spannende Entwicklung: Ein Frühwerk von Sandro Botticelli, das zwischenzeitlich als Werkstattprodukt galt, wird nun wieder dem Meister selbst zugeschrieben und steht im Mittelpunkt der kommenden Londoner Altmeisterauktionen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 3. Dezember 2024 berichtet, handelt es sich um die „Thronende Madonna mit Kind“, ein um 1470 entstandenes Gemälde, das sich seit 1904 im Besitz derselben Familie befindet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Werk noch von renommierten Kunsthistorikern wie Wilhelm von Bode und Bernard Berenson als eigenhändiges Werk Botticellis anerkannt. Spätere Forschung revidierte diese Einschätzung. Nun, dank technischer Analysen und stilistischer Vergleiche mit gesicherten Botticelli-Werken, wird die Zuschreibung an den jungen Botticelli wieder bestätigt. Das Gemälde wird am 4. Dezember bei Sotheby’s versteigert und könnte bis zu drei Millionen Pfund erzielen.

Sowohl Christie's als auch Sotheby's bieten bei ihren Abendauktionen jeweils 26 Lose an. Dieses vergleichsweise geringe Angebot könnte den Eindruck erwecken, der Handel mit Alten Meistern schwächele aufgrund von Materialknappheit und sinkendem Interesse. Die F.A.Z. betont jedoch, dass die Londoner Winterauktionen traditionell kleiner ausfallen als die im Sommer. Außerdem stehen diesem Eindruck einige beachtliche Ergebnisse entgegen, die Sotheby’s in New York und Christie’s in London und Paris im Laufe des Jahres erzielt haben.

Ein weiteres Highlight ist ein Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, das Christie’s Anfang Februar in New York anbieten wird. Das 1532 datierte Werk zeigt Herkules, der sich von der lydischen Königin Omphale verführen lässt. Es ist eine von etwa 35 bekannten Versionen dieses Motivs aus Cranachs Werkstatt und zeichnet sich durch seine hohe Qualität und das Entstehungsdatum aus. Laut Christie’s-Experte Joshua Glazer, zitiert von der F.A.Z., deutet dies auf eine maßgebliche Beteiligung des Meisters hin. Das Auktionshaus rechnet mit einem siebenstelligen Verkaufspreis.

Zu den weiteren interessanten Losen bei Sotheby’s in London gehören ein selten auf Auktionen angebotenes Gemälde des florentinischen Manieristen Rosso Fiorentino, eine Darstellung der meditierenden Magdalena von Artemisia Gentileschi und ein von Gustav Klimt signiertes Staffelbild nach einem Deckengemälde seines Bruders Ernst für das Wiener Burgtheater. Christie’s präsentiert unter anderem ein Gemälde von Anthonis van Dyck, das einen andalusischen Hengst als Studie für sein Reiterporträt Karls V. zeigt, eine Commedia-dell’arte-Szene von Giambattista Tiepolo und eine Darstellung von Bathseba des venezianischen Romantikers Francesco Hayez.

Die Geschichte des wiederentdeckten Botticelli verdeutlicht, wie sich Zuschreibungen im Kunstmarkt verändern können und welche Rolle Forschung und technische Analysen bei der Beurteilung von Kunstwerken spielen. Der Fall unterstreicht auch die Bedeutung der Provenienzforschung und die Funktion von Auktionshäusern als Vermittler im Kunsthandel.

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