München - Im vergangenen Jahr wurden in Bayern über 5.200 Cyber-Angriffe auf das Behördennetz registriert. Dies geht aus dem aktuellen Jahresbericht zur Cybersicherheit 2024 hervor, der vom Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) veröffentlicht wurde. Die Bedrohungslage im Bereich der Cybersicherheit hat sich demnach weiter zugespitzt, was sowohl große Unternehmen als auch kleine und mittelständische Betriebe sowie staatliche Einrichtungen betrifft.
Von den über 5.200 registrierten Angriffen hätten rund 3.000 potenziell schwerwiegende Auswirkungen haben können. Es wird jedoch betont, dass in keinem dieser Fälle den Angreifern gelungen ist, ein System im Behördennetz in einer nachhaltig kritischen Weise zu kompromittieren. Alle Angriffsversuche konnten erfolgreich abgewehrt werden, was auf die Effektivität der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen hinweist.
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich besorgt über die zunehmende Bedrohungslage im Bereich der Cybersicherheit. Er hob hervor, dass nicht nur große Unternehmen, sondern auch kleinere Betriebe und staatliche Institutionen vermehrt Ziel von Cyberangriffen werden. Diese Entwicklung wird auch durch die geopolitischen Spannungen, insbesondere den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, verstärkt. Cyberspionage wird als eine ernsthafte Bedrohung angesehen, die es zu bekämpfen gilt.
Finanzminister Albert Füracker (CSU) wies darauf hin, dass Schwachstellen in Software nach wie vor eine erhebliche und oft unterschätzte Gefährdung darstellen. Die Angreifer zielen zunehmend auf Schwachstellen in zentralen und nach außen exponierten Softwarekomponenten ab. Besonders besorgniserregend ist, dass Cyberkriminelle auch Schwachstellen bei externen Dienstleistern ins Visier nehmen, um Zugang zu sensiblen Daten zu erlangen oder Systeme zu kompromittieren.
Ein weiterer Aspekt, der im Bericht hervorgehoben wird, ist die wachsende Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Bereich der Cyberkriminalität. Phishing, eine Methode, bei der Angreifer versuchen, sich über gefälschte Webseiten oder E-Mails als vertrauenswürdige Kommunikationspartner auszugeben, bleibt eine der prominentesten Methoden im Cybercrime. Herrmann betonte, dass die neuen Möglichkeiten generativer KI es Angreifern erleichtern, Phishing-Kampagnen zu planen und überzeugender zu gestalten.
Zusätzlich ermöglicht KI die Schaffung von Deepfakes, also mittels KI generierten Bildern, Videos oder Sprachinhalten, die neue Kriminalitätsphänomene hervorrufen. Justizminister Georg Eisenreich (CSU) erklärte, dass es immer einfacher werde, insbesondere Frauen und Mädchen mit Deepfake-Technologie in pornografische Inhalte einzubauen. Dies erfordere eine Anpassung des Strafrechts, um diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden.
Der Bericht zur Cybersicherheit in Bayern zeigt deutlich, dass die Bedrohungen im Cyberraum zunehmen und sich die Angreifer ständig weiterentwickeln. Die bayerische Regierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Cybersicherheit zu stärken, und wird weiterhin daran arbeiten, die Sicherheitsinfrastruktur zu verbessern und die Behörden zu unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Sicherheitsbehörden und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Gefahren der Cyberkriminalität sind entscheidend, um die Sicherheit im digitalen Raum zu gewährleisten.
Die Herausforderungen, die durch Cyberangriffe entstehen, erfordern eine kontinuierliche Anpassung der Strategien und Technologien, um den sich ständig ändernden Bedrohungen entgegenzuwirken.
Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung