Die Digitalisierung in Deutschland schreitet nach dem Ende der Corona-Pandemie in einem ungleichmäßigen Tempo voran. Während einige Bereiche deutliche Fortschritte verzeichnen, stagnieren andere oder fallen sogar zurück. Wie die Zeit eine Meldung aus der DPA wiedergab, kommt eine Studie des Netzwerk-Ausrüsters Cisco zu dem Ergebnis, dass nach einem anfänglichen Boom von Homeoffice, Videokonferenzen und kontaktlosem Bezahlen ab 2020 in vielen Bereichen kaum noch weitere Fortschritte zu beobachten sind.
Uwe Peter, Chef von Cisco in Deutschland, betont zwar signifikante Fortschritte beim Ausbau von Gigabit-Internetanschlüssen, die inzwischen für drei Viertel der Haushalte verfügbar seien. Gleichzeitig beobachtet er aber auch eine „gewisse Digital-Müdigkeit“ in anderen Bereichen. Wie die Zeit berichtete, habe sich die Zahl der Beschäftigten im Homeoffice von 2019 bis 2021 zwar fast verdoppelt, gehe seither aber wieder leicht zurück. Ähnlich verhält es sich mit der Nutzung von Online-Angeboten der Behörden, die nach einem Anstieg im Jahr 2020 stagniert. Auch die tatsächliche Nutzung der verfügbaren Gigabit-Anschlüsse bleibt gering. Laut der Cisco-Studie ist nur jeder neunte Haushalt angeschlossen, ob aus Bequemlichkeit oder Kostengründen, bleibt unklar.
Die Cisco-Studie basiert auf Daten verschiedener Quellen, darunter Statistikämter und Verbände. Ergänzt wurden diese durch eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag von Cisco im Dezember unter 2000 Deutschen. Wie die Zeit diese Ergebnisse wiedergab, stellten nur 41 Prozent der Befragten eine Verbesserung der Digitalisierung im Vergleich zu 2019 fest. 39 Prozent sahen keinen Unterschied, elf Prozent sogar eine Verschlechterung.
Ein klarer Verlierer der Umfrage ist die Videosprechstunde beim Arzt, die zwei Drittel der Befragten noch nie genutzt haben. Dagegen gaben immerhin ein Drittel der Befragten an, digitale Angebote der Verwaltung häufiger zu nutzen als vor fünf Jahren. Mehr als jeder Fünfte hat diese jedoch noch nie in Anspruch genommen. Uwe Peter sieht einen Grund hierfür in der oft mangelnden Nutzerfreundlichkeit und dem geringen Angebot an digital erledigbaren Behördengängen.
Einen nachhaltigen Wandel verzeichnet der Zahlungsverkehr. Wie die Zeit die Cisco-Studie zitierte, zahlen 41 Prozent der Befragten inzwischen häufiger kontaktlos. Nur jeder Neunte hat dies noch nie ausprobiert. Auch Online-Banking erfreut sich wachsender Beliebtheit und wird von 84 Prozent der Bürger genutzt, gegenüber 52 Prozent vor fünf Jahren. Bargeld hat zwar weiterhin die Nase vorn, sein Anteil am Zahlungsverkehr ist aber seit 2019 deutlich gesunken. Peter führt dies auf die gestiegene Akzeptanz von Kartenzahlungen im Einzelhandel zurück.
Neben den von der Zeit berichteten Ergebnissen der Cisco-Studie, gibt es weitere Perspektiven auf die Digitalisierung in Deutschland. So berichtet die Wirtschaftswoche in einem Artikel von 2020 von einem neuen Realismus in deutschen Unternehmen hinsichtlich ihrer digitalen Fähigkeiten. Die Coronakrise habe offengelegt, welche digitalen Abläufe funktionieren und welche nicht. Gleichzeitig warnt die Wirtschaftswoche vor einem Rückgang der Investitionen in Digitalisierungsprojekte, der die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb zurückfallen lassen könnte.
Auch die BDI betont die Bedeutung der Cybersicherheit als Grundlage für eine erfolgreiche digitale Transformation. Komplexe Cyberangriffe stellen eine große Bedrohung dar, und Sicherheit sowie Vertrauen sind essentiell für den digitalen Wandel. Die BDI sieht zudem großes Potenzial in digitalen B2B-Plattformen, die einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Eine Statista-Infografik von 2020 zeigt, dass die Corona-Pandemie in vielen deutschen Unternehmen zu einem Digitalisierungsschub geführt hat. Besonders die Arbeitsweise der Beschäftigten habe sich verändert. Gleichzeitig berichtet Statista aber auch von Umsatzeinbrüchen bei vielen Unternehmen.