2.10.2024
Eroberung von Wuhledar und Vorwürfe gegen die russische Armee

Russische Truppen haben nach inoffiziellen Berichten die ostukrainische Bergarbeiterstadt Wuhledar eingenommen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, veröffentlichten russische Militärblogs am Nachmittag Fotos von russischen Flaggen auf mehreren Gebäuden der Stadt. Wuhledar war seit 2022 ein stark befestigter Vorposten der ukrainischen Armee. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert.

Eine offizielle Bestätigung Kiews für den Fall der Stadt gab es zunächst nicht. Indirekt ließ sich die Entwicklung laut FAZ aus den Lageberichten des ukrainischen Generalstabs herauslesen. Dieser erwähnte morgens noch Kämpfe um Wuhledar, im Bericht für den Nachmittag schon nicht mehr.

Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, berichtete bereits am Mittag, dass russische Truppen bis ins Stadtzentrum vorgerückt seien. „Die Kämpfe finden im Stadtgebiet statt. Daher ist es fast nicht mehr möglich, humanitäre Hilfe hinzubringen“, sagte er einem ukrainischen Nachrichtensender. Von den vor dem Krieg knapp 15.000 Einwohnern seien noch 107 im Stadtgebiet geblieben. Das berichtet die „Frankfurter Rundschau“.

Die russische Armee hatte mehrmals vergeblich versucht, die Stadt einzunehmen, erlitt dabei aber jedes Mal hohe Verluste. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, das zur Festung ausgebaute Wuhledar im Osten und Westen zu umgehen und mit Umzingelung zu bedrohen. Das berichtet die „FAZ“.

Parallel meldete das russische Militär die Eroberung von zwei weiteren Ortschaften. Wyschnewe im Gebiet Charkiw an der Grenze zur Region Luhansk sei eingenommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Im ukrainischen Generalstabsbericht hieß es jedoch, dass russische Angriffe in diesem Abschnitt abgewehrt wurden. Dazu ist nach russischen Angaben das Dorf Krutyj Jar im Donezker Gebiet unter russischer Kontrolle. Ukrainische Militärbeobachter kennzeichnen den Ort zwar bereits seit mehreren Tagen als russisch kontrolliert, jedoch dauern die Kämpfe dem ukrainischen Generalstab zufolge auch um den Ort weiter an. Das berichtet die „FAZ“.

Die ukrainische Justiz vermutet anhand eines Videos die Ermordung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen durch die russische Armee. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew sprach von einem mutmaßlichen Kriegsverbrechen. Sie teilte mit, auf Telegram-Kanälen sei ein Video am Dienstag aufgetaucht. Es sei angeblich an der Front nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk aufgenommen worden. In der Region rücken russische Kräfte vor. Das berichtet die „FAZ“.

„Auf dem Video ist zu sehen, wie die gefangenen ukrainischen Soldaten unter feindlicher Kontrolle aus einem Waldstück herauskommen“, heißt es in der Mitteilung. „Nachdem sie sich in einer Reihe aufgestellt hatten, eröffneten die Besatzer absichtlich das Feuer auf sie. Verwundete, die noch Lebenszeichen von sich gaben, wurden aus nächster Nähe mit einer automatischen Waffe getötet.“

Andere Quellen zu diesem Vorgang gab es nicht. Das Material werde geprüft, teilte die Justiz mit. Sollte sich der Fall bewahrheiten, sei es nach Einschätzung von Generalstaatsanwalt Andriy Kostin der schlimmste Fall der Tötung ukrainischer Kriegsgefangener an der Front. Das berichtet die „FAZ“.

Die Vereinten Nationen haben sowohl Russland als auch der Ukraine die Folter von Kriegsgefangenen vorgeworfen. Das Ausmaß der Misshandlung von Gefangenen unterscheide sich in beiden Ländern jedoch in „Umfang und Ausmaß“, teilte die Leiterin des UN-Menschenrechtsbüros in der Ukraine, Danielle Bell, am Dienstag mit. 

Laut einem Bericht der Beobachtermission für die Ukraine berichteten von 174 seit März 2023 befragte ehemalige ukrainische Kriegsgefangene 169 von Folter und Misshandlungen durch russische Behörden. Diese würden „systematisch“ foltern und misshandeln, heißt es weiter. Diese Art der Misshandlung sei in Russland „weit verbreitet“, so Bell. Das berichtet die „FAZ“.

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