Obwohl das Wintersemester 2024/25 bereits begonnen hat, sind an einigen Hochschulen im Norden Deutschlands noch Studienplätze frei. Wie eine stichprobenartige Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Niedersachsen, Bremen und Hamburg ergab, betrifft dies insbesondere technische und naturwissenschaftliche Studiengänge. Die sogenannte Nachrücker-Frist, während der noch freie Plätze vergeben werden können, dauere in einigen Fächern bis November, so eine Sprecherin der Landeshochschulkonferenz (LHK) Niedersachsen gegenüber der dpa.
An der Universität Hildesheim waren beispielsweise Anfang September noch 487 von 2.192 Studienplätzen unbesetzt. Darunter befanden sich Fächer wie Erziehungswissenschaften, Philosophie-Künste-Medien, internationales Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik. Hingegen verzeichnete das Studienfach Psychologie eine hohe Anzahl an Bewerbern.
Auch in Hamburg sind zum Semesterstart noch nicht alle Studienplätze vergeben. Für Studiengänge wie Chemie, Mathematik, Physik und Geowissenschaften läuft derzeit ein Losverfahren, um die letzten freien Plätze zu besetzen. An diesem Verfahren können sich Interessierte beteiligen, die sich innerhalb der regulären Bewerbungsfrist beworben haben, aber noch keine Zulassung erhalten haben.
Neben den noch freien Studienplätzen zeigt sich an einigen Hochschulen ein weiterer Trend: Die Zahl der Einschreibungen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. An der Universität Hildesheim beispielsweise begannen im Wintersemester 2019/2020 noch knapp 2.450 Studienanfängerinnen und -anfänger ihr Studium, während es im vergangenen Jahr nur noch rund 1.800 waren. Knapp 400 Plätze blieben unbesetzt. Auch an der Universität Oldenburg schrieben sich 2023/2024 deutlich weniger Erstsemester ein als vor der Corona-Pandemie.
Ähnliche Entwicklungen zeigen sich an größeren Universitäten wie der Leibniz-Universität Hannover. Hier sank die Zahl der Bachelor-, Staatsexamen- und Master-Studienanfänger von 9.228 Einschreibungen im gesamten Studienjahr 2019 auf 7.182 im Studienjahr 2023/2024.
Die Landeshochschulkonferenz Niedersachsen geht jedoch davon aus, dass die Immatrikulationszahlen in diesem Jahr nicht unter denen des Vorjahres liegen werden. Dies wäre zumindest ein erster Schritt, um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken. Laut dem niedersächsischen Landesstatistikamt ist die Zahl der Studienanfänger im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren jedoch deutlich zurückgegangen: von 20.456 Studienanfängern im Wintersemester 2019/2020 auf nur noch 17.179 im vergangenen Wintersemester.
Studieninteressierte, die noch auf der Suche nach einem Studienplatz für das laufende Semester sind, haben verschiedene Möglichkeiten. Die Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bietet eine Übersicht über freie Studienplätze an deutschen Hochschulen. Die Börse wird zweimal jährlich aktualisiert, zum Sommersemester in den Monaten Februar, März und April sowie zum Wintersemester in den Monaten August, September und Oktober.
Darüber hinaus bieten einige Hochschulen auch nach dem offiziellen Bewerbungsschluss noch freie Plätze in zulassungsfreien Studiengängen an. Informationen dazu finden Interessierte auf den Webseiten der jeweiligen Hochschulen.
Die Gründe für den Rückgang der Studierendenzahlen sind vielfältig. Ein möglicher Grund ist die Abwanderung von Studierenden aus Niedersachsen in andere Bundesländer, wie beispielsweise Berlin, Bremen oder Hamburg. Dieses Problem wurde in der vergangenen Woche auch im niedersächsischen Landtag thematisiert.
Zudem ist die Zahl der Studienanfänger in Bremen und Hamburg ebenfalls noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Die Universität Hamburg hatte im Studienjahr 2023 nach Angaben eines Hochschulsprechers mehr als 200 unbesetzte Studienplätze.
Quellen:
- ZEIT ONLINE: Zum Semesterstart noch einige freie Studienplätze - Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz (HRK)