Die Zahl der durch Gewalt verursachten Unfälle an deutschen Schulen ist im vergangenen Jahr gestiegen. Wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) berichtet, wurden im Jahr 2023 fast 65.000 solcher Unfälle registriert, ein Anstieg um etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung bereitet Experten Sorge, da sie auf eine Zunahme von aggressivem Verhalten unter Schülerinnen und Schülern hindeutet.
Die DGUV, die für die Schülerunfallversicherung zuständig ist, hat nicht nur die Unfallzahlen analysiert, sondern auch eine Umfrage unter Lehrkräften durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Umfrage zeichnen ein alarmierendes Bild: Demnach beobachten Lehrkräfte zunehmend sowohl körperliche als auch psychische Gewalt an Schulen. So gaben 44 Prozent der befragten Lehrkräfte an, dass körperliche Gewalt wie Tritte und Schläge zugenommen habe. Noch deutlicher ist der Anstieg bei psychischer Gewalt: 56 Prozent der Lehrkräfte gaben an, dass Beleidigungen, Beschimpfungen und Mobbing zugenommen haben.
Besonders besorgniserregend ist die Häufigkeit, mit der Lehrkräfte mit solchen Vorfällen konfrontiert sind. Wie die DGUV berichtet, hat ein Drittel der befragten Lehrkräfte im vergangenen Schuljahr mindestens einmal pro Woche körperliche Gewalt unter Schülern erlebt. Fast die Hälfte der Lehrkräfte gab an, mindestens einmal pro Woche psychische Gewalt unter Schülern beobachtet zu haben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Gewalt an Schulen für viele Lehrkräfte zum traurigen Alltag gehört.
Die Ursachen für diese besorgniserregende Entwicklung sind vielfältig. Die DGUV-Umfrage legt nahe, dass sowohl persönliche als auch familiäre Faktoren eine Rolle spielen. So nannten die befragten Lehrkräfte mangelnde Empathie, eine niedrige Frustrationstoleranz und eine geringe Bindung an die Eltern als mögliche Ursachen für Gewalt unter Schülern. Auch familiäre Probleme wie Gewalt im Elternhaus könnten zu aggressivem Verhalten von Kindern und Jugendlichen beitragen.
Die DGUV betont, dass die veröffentlichten Unfallzahlen nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Denn erfasst werden nur Vorfälle, die zu einem Arztbesuch führen. Psychische Gewalt, die oft schwerwiegende Folgen für die Opfer haben kann, wird in der Statistik nicht berücksichtigt. Um ein vollständigeres Bild der Situation an deutschen Schulen zu erhalten, hat die DGUV die Unfallstatistik erstmals mit einer repräsentativen Umfrage unter Lehrkräften kombiniert.
Die Ergebnisse dieser Umfrage, die im August 2023 durchgeführt wurde, bestätigen den Trend, den die Unfallzahlen nahelegen: Gewalt an Schulen ist ein weit verbreitetes Problem, das sowohl körperliche als auch psychische Formen annimmt. Die Umfrage zeigt auch, dass Lehrkräfte die Zunahme von Gewalt unter Schülern nach der Pandemie als besonders besorgniserregend empfinden.
Die DGUV appelliert an Schulen, Eltern und die Politik, der Gewalt an Schulen entschieden entgegenzutreten. Präventionsmaßnahmen, die ein respektvolles Miteinander fördern und Kindern und Jugendlichen den konstruktiven Umgang mit Konflikten vermitteln, seien unerlässlich. Auch die Einrichtung von Beratungsstellen und die Stärkung der Schulsozialarbeit könnten dazu beitragen, Gewalt an Schulen einzudämmen.
Die steigenden Unfallzahlen und die alarmierenden Ergebnisse der DGUV-Umfrage machen deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten kann es gelingen, Schulen wieder zu sicheren Orten des Lernens und des respektvollen Miteinanders zu machen.
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