Die deutsche Wirtschaft steht vor einem großen Problem: Fachkräftemangel. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch ein oft übersehener Faktor ist die geringe Erwerbstätigenquote von Frauen. Während in anderen Industrienationen deutlich mehr Frauen arbeiten, liegt Deutschland im OECD-Vergleich auf den hinteren Plätzen. Doch was hält Millionen Frauen in Deutschland davon ab, einer Beschäftigung nachzugehen oder ihre Arbeitszeit zu erhöhen?
Ein wichtiger Aspekt ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie eine Studie der forsa im Auftrag von XING zeigt, geben 67 Prozent der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, an, ihre Arbeitszeit reduziert zu haben, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Bei Männern geben dies nur 38 Prozent an. Dies verdeutlicht, dass die Care-Arbeit, also die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen, nach wie vor größtenteils von Frauen geleistet wird.
Diese ungleiche Verteilung der Care-Arbeit führt dazu, dass Frauen häufig in Teilzeit arbeiten oder ganz aus dem Beruf aussteigen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation, sondern auch auf ihre Karrierechancen und ihre Alterssicherung. So zeigt eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), dass erwerbstätige Frauen im Durchschnitt täglich 3:29 Stunden mit unbezahlter Arbeit verbringen, während es bei Männern nur 2:08 Stunden sind.
Ein weiterer Faktor, der Frauen vom Arbeiten abhält, sind finanzielle Anreize. So kritisieren Ökonomen, dass sich Mehrarbeit für viele Menschen nicht lohnt, da ihnen bei höherem Einkommen Leistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag gekürzt werden. Dies führt dazu, dass sie trotz höherem Lohn am Ende weniger Geld zur Verfügung haben.
Auch die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen spielt eine Rolle. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt immer noch weniger als Männer. Dies liegt unter anderem daran, dass Frauen häufiger in Berufen mit niedrigeren Löhnen arbeiten und seltener Führungspositionen einnehmen.
Was kann also getan werden, um mehr Frauen in Arbeit zu bringen? Ein wichtiger Schritt wäre die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dazu gehört der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, aber auch flexiblere Arbeitszeitmodelle, die es Frauen und Männern ermöglichen, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren.
Auch die finanzielle Benachteiligung von Frauen muss angegangen werden. So sollten die steuerlichen Regelungen für Familien überarbeitet werden, um Anreize für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zu schaffen. Auch die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen muss weiter geschlossen werden.
Die deutsche Wirtschaft braucht die Potenziale von Frauen. Um mehr Frauen in Arbeit zu bringen, sind jedoch umfassende politische Maßnahmen erforderlich, die die strukturellen Benachteiligungen von Frauen beseitigen und ihnen die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt ermöglichen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/was-millionen-frauen-vom-arbeiten-abhaelt-110016551.html - NEW WORK SE: https://new-work.se/de/newsroom/pressemitteilungen/2023-forsa-studie-zum-weltfrauentag - Hans-Böckler-Stiftung: https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-unbezahlte-arbeit-frauen-leisten-mehr-3675.htm - Business Insider: https://www.businessinsider.de/gruenderszene/business/diese-coachin-weiss-was-frauen-vom-grunden-abhalt/ - The Pioneer: https://www.thepioneer.de/originals/others/articles/wahnsinn-buergergeld - Merkur.de: https://www.merkur.de/wirtschaft/arbeit-deutschland-oecd-vergleich-teilzeit-stille-reserve-steuerklassen-sozialleistungen-zr-93075116.html