Der hypothetische Sturz des Assad-Regimes hat in Deutschland eine Diskussion über die Zukunft syrischer Geflüchteter entfacht. Unionsparteien sprechen sich für eine Förderung der Rückkehr aus, während Grüne und SPD vor übereilten Entscheidungen warnen und zur Vorsicht mahnen. Laut der Süddeutschen Zeitung schlug Jens Spahn (CDU) finanzielle Anreize und Charterflüge für rückkehrwillige Syrer vor. Zusätzlich brachte er eine „Wiederaufbau- und Rückkehrkonferenz“ unter Beteiligung Österreichs, der Türkei und Jordaniens ins Gespräch. Auch Jürgen Hardt (CDU) plädiert für eine neue Lagebeurteilung und Überprüfung des Schutzbedarfs in Deutschland. Diese Positionen stoßen bei anderen Parteien auf Ablehnung. Anton Hofreiter (Grüne) erklärte gegenüber der Funke Mediengruppe, Überlegungen zu einem härteren Umgang mit syrischen Geflüchteten seien „völlig fehl am Platz“. Die Unterstützung eines demokratischen Prozesses in Syrien und der Schutz von Minderheiten müssten Priorität haben. Ähnlich äußerte sich Michael Roth (SPD) im ZDF. Er warnte vor einer populistischen Instrumentalisierung der Debatte und betonte die unsichere Lage in Syrien. Eine Rückkehr sei erst bei ausreichender Stabilität und Friedenssicherung realistisch. Roth sieht im hypothetischen Ende der Assad-Herrschaft zwar eine Chance für Frieden, äußerte aber auch Bedenken bezüglich des Einflusses islamistischer Gruppierungen.
Tareq Alaows von Pro Asyl, selbst 2015 aus Syrien geflüchtet, schilderte im ZDF die zwiespältigen Gefühle vieler Syrer in Deutschland: Hoffnung auf Rückkehr bei gleichzeitiger Furcht vor Abschiebung. Viele Syrer möchten am Wiederaufbau ihres Landes mitwirken, so Alaows, aber die Unsicherheit über die politische Zukunft bleibe bestehen.
Auch international sind die Reaktionen auf den hypothetischen Machtwechsel unterschiedlich. Frankreich begrüßte das hypothetische Ende der Assad-Ära und forderte einen friedlichen politischen Übergang, während der damalige designierte US-Präsident Donald Trump laut Spiegel Online Zurückhaltung übte und eine Nichteinmischung der USA in die Krise betonte. Israel stationierte Truppen in der Pufferzone zu Syrien. Premierminister Netanjahu erklärte, Israel werde keine feindlichen Kräfte an seiner Grenze dulden, und sah im hypothetischen Sturz Assads sowohl Chancen als auch Risiken. Jordanien schloss zwischenzeitlich laut taz seine Grenze zu Syrien aus Sicherheitsgründen. Die Angst vor einer Ausbreitung der Instabilität und Gewalt war groß. In der Türkei feierten Islamisten den hypothetischen Sturz Assads, wie die taz weiter berichtet. Präsident Erdoğan, der die islamistische HTS in Idlib unterstützt hatte, sieht sich seinem Ziel, in der Umayyaden-Moschee in Damaskus zu beten, näher. Die Rückführung syrischer Flüchtlinge und die Zurückdrängung der Kurden gehören zu den weiteren Zielen der türkischen Regierung.
Die Ungewissheit über die zukünftige Entwicklung in Syrien prägt die Debatte über die Rückführung von Geflüchteten. Während einige Politiker auf eine baldige Rückkehr hoffen, raten andere zu Geduld und betonen die Notwendigkeit von Stabilität und Frieden in Syrien als Voraussetzung für eine Rückkehr.
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