October 2, 2024
Innovative Technologien zur Brandbekämpfung in Hanau

Äste, Gestrüpp und der feuchte Waldboden beeindrucken „Wolf R1“ kein bisschen. Auf breiten Gummiketten bahnt sich das Gefährt seinen Weg zum Einsatzort, im Schlepp einen Schlauch der Hanauer Feuerwehr. Am Ziel angekommen, visiert das Gerät den vermeintlichen Brandherd an und startet die Brandbekämpfung mit 500 Litern Wasser pro Minute. In sicherer Entfernung steht Feuerwehrmann Michael Oberheim und dirigiert das rund 900 Kilogramm schwere Gerät. „Wolf R1“ ist ein sogenannter Taktischer Einsatzroboter. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, gehört Hanau seit Montag zu den drei Feuerwehren in Deutschland, die über solch ein hochmodernes Gerät verfügen.

Wo der Einsatz für Feuerwehrleute gefährlich ist, zum Beispiel bei Feuer in einer Fabrik oder eben Waldbränden, soll künftig der Roboter den ersten Löschangriff führen und bei der Bergung von Menschen helfen.

Doch „Wolf R1“ ist nicht allein. Das neue Gerät steht auch für die neue Sondereinheit „Spezielle Fähigkeiten/Robotik“, die bisher in Hessen einmalig ist. Sie soll ihre Kollegen mit moderner Technik, wie eben dem Roboter oder auch speziellen Drohnen, mit denen sich die Lage erkunden lässt, bei ihren Einsätzen unterstützen.

Glutnester lokalisieren

„Ersetzen kann man die Einsatzkräfte nicht“, da ist sich der Chef der Hanauer Feuerwehr, Hendrik Frese, sicher. Aber die Risiken für die Feuerwehrleute durch Technik zu verringern, das geht. Frese nennt als Beispiel den Brand eines Elektroautos in einer Tiefgarage. Der Löschroboter, der 500 bis 2500 Liter Wasser oder Schaum pro Minute ausspeien kann, kühlt den Brandherd so weit herunter, dass die Einsatzkräfte gefahrlos an ihn heranrücken können.

Ihre neue Ausrüstung stellten die Feuerwehrleute im Wald in Hanau-Wolfgang vor. Der Platz war mit Bedacht gewählt: Im Juli 2022 brach dort ein Feuer aus, eine Fläche von 300 auf 200 Metern stand in Flammen. Die Feuerwehr brachte den Brand unter Kontrolle, auch dank der Hilfe der Kameraden aus dem unterfränkischen Karlstein, die damals schon über eine Drohne verfügten.

Künftig können die Hanauer mit eigenen Drohnen zum Beispiel Glutnester lokalisieren, die dann vom Roboter gelöscht werden. Ein realistisches Szenario also für die Präsentation, denn nach Überzeugung von Isabelle Hemsley (CDU) werden in Zukunft mehr solcher Einsätze auf die Feuerwehr zukommen: „Darauf bereiten wir uns vor“, sagt die für die Feuerwehr zuständige Stadträtin. Die Stadt wolle und werde die nötige Technik zur Verfügung stellen, sagt sie, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Stadt investiert rund 500.000 Euro

Die Sondereinheit, in der 14 Mann der freiwilligen und der Berufsfeuerwehr zusammenarbeiten, soll nach Hemsleys Vorstellung zu einem Kompetenzentrum ausgebaut werden. Damit auch andere Feuerwehren von den Erfahrungen der Hanauer Spezialisten beim Einsatz von Hightech profitieren können.

Umsonst gibt es das nicht: 220.000 Euro kostet laut Hemsley der von Magirus entwickelte Roboter, eine Drohne schlägt mit rund 50.000 Euro zu Buche. Zusammen mit dem Einsatzfahrzeug und einer mobilen Leitstelle, die gerade entwickelt wird, investiert die Stadt nach ihren Angaben rund 500.000 Euro.

Gut angelegtes Geld, folgt man Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU), Gast der Vorstellung am Montag. Auch er ist sich sicher, dass unter den Vorzeichen des Klimawandels der Bevölkerungsschutz an Bedeutung gewinnen wird. Hanau, lobt der Minister, nehme eine Vorreiterrolle in Hessen ein, der andere Kommunen im Land folgen sollten.

Sensoren können Gefahrstoffe identifizieren

„Vechta, Dortmund, Hanau“, zählt Hendrik Frese auf – das sind die drei Städte in Deutschland, die Stand Montag Löschroboter wie den „Wolf R1“ einsetzen. Der kann nicht nur löschen, sondern mit seinen Sensoren auch Gefahrstoffe identifizieren oder den Weg zum Einsatzort frei räumen. Lasten von bis zu vier Tonnen Gewicht kann der „Wolf“ wegziehen.

Bis zu acht Stunden bleibt der Roboter im Einsatz, gesteuert aus einer Entfernung von 200 Metern. Die wird auf rund 2000 Meter steigen, wenn im Winter der mobile Leitstand in Betrieb genommen wird. Für den nötigen Überblick im Einsatz sorgen dann Drohnen als fliegendes Auge, das mit Wärmesensoren und einer optischen Vergrößerung auf das Vierhundertfache knapp eine Stunde über dem Einsatzort schweben kann, bevor die Akkus getauscht werden müssen.

Dass sie zum Vorbild für andere Kameraden werden soll, darauf ist die Wehr durchaus stolz – und laut Hemsley ist diese Rolle auch nicht neu. Denn von der Hanauer Feuerwehr wurde auch die Brandschutzerziehung für Kinder in Kindergärten und Schulen entwickelt, die bundesweit aufgegriffen worden ist.

Quelle: F.A.Z.

Source URL for above info: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/hanau-wie-loeschroboter-wolf-bei-waldbraenden-der-feuerwehr-helfen-soll-110019127.html

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