2.10.2024
Konflikt im Nahen Osten erreicht neue Eskalationsstufe

Nach dem iranischen Raketenangriff auf sein Land hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Vergeltung angekündigt. „Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros, wie die FAZ berichtet. Wann ein Vergeltungsschlag auf Iran erfolgen könnte, blieb zunächst offen. Bereits in der Nacht zum Mittwoch griff Israel im Kampf gegen die proiranische Hizbullah-Miliz aber abermals die libanesische Hauptstadt Beirut an. Iran selbst warnte Israel indes vor einem Vergeltungsschlag und drohte seinerseits eine heftige weitere Reaktion an.

Iran hatte Israel am Dienstag mit etwa 180 Raketen angegriffen. Die meisten wurden laut israelischem Militär von Israel und einer von den USA geführten Verteidigungskoalition abgefangen. Ein Todesopfer gab es im Westjordanland, zwei Verletzte in Tel Aviv. Im Zentrum und im Süden Israels wurden Einschläge registriert. Medienberichten zufolge hatte der Iran zwei israelische Luftwaffenstützpunkte und das Hauptquartier des israelischen Geheimdienstes Mossad ins Visier genommen. Millionen Israelis suchten Zuflucht in Schutzräumen. Es war nach April der zweite Angriff Irans auf Israel in diesem Jahr.

Wie reagiert Israel?

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte, Iran habe „eine schwerwiegende Tat“ begangen, die den Nahen Osten in Richtung Eskalation treibe. „Wir werden zu dem Zeitpunkt und an dem Ort handeln, den wir bestimmen, und zwar in Übereinstimmung mit den Anweisungen der politischen Ebene. Diese Ereignisse werden Konsequenzen nach sich ziehen.“ Wie genau ein Vergeltungsschlag aussehen könnte, sagte er nicht.

Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf US-Beamte, in einem möglichen Szenario könnte Israel die iranischen Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natanz, dem Herzstück des iranischen Programms, könnten im Visier stehen.

Hagari kündigte weitere Angriffe an. „Die Luftwaffe ist nach wie vor voll einsatzfähig und wird heute Abend im Nahen Osten weiterhin mit voller Kraft zuschlagen, so wie sie es im vergangenen Jahr getan hat“, sagte er in der Nacht zum Mittwoch. Die iranischen Raketenangriffe hätten keine Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe. Netanjahu bezeichnete Irans Angriff als gescheitert.

Die Armee teilte am frühen Mittwochmorgen mit, es würden „terroristische Ziele in Beirut“ attackiert. Details nannte das Militär zunächst nicht. Es seien mindestens fünf israelische Angriffe auf die südlichen Vororte von Beirut verübt worden, wie Medien unter Berufung auf eine libanesische Sicherheitsquelle berichteten.

Und was macht Iran?

Iran drohte Israel, falls es einen Vergeltungsschlag starte. „In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen“, schrieb der iranische Außenminister Abbas Araghchi auf der Plattform X. „Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschließt, zu weiteren Vergeltungsmaßnahmen aufzurufen.“

Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, die Attacke sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Haniyeh, Hizbullah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es im Staatsfernsehen. In Iran feierten Tausende Menschen den Raketenangriff auf Israel.

Wie schätzen Experten die Lage ein?

Grant Rumley, ein ehemaliger Pentagon-Beamter, sagte der „New York Times“, im Gegensatz zu dem Angriff im April, bei dem Israel tagelang vorgewarnt war und seine Verteidigung mit Verbündeten in der Region koordinieren konnte, sei der Angriff am Dienstag nur wenige Stunden im Voraus angekündigt worden. „Daher ist es schwer, diesen neuen Angriff als rein symbolisch zu betrachten“, sagte Rumley. „Es sieht auf jeden Fall nach einer Eskalation durch den Iran aus.“

Das Heft des Handelns liegt nach Einschätzung von Experten nun bei Israel. Mohanad Hage Ali, stellvertretender Direktor des Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center, einem Forschungsinstitut in Beirut, sagte dem „Wall Street Journal“, Irans Angriff gebe Israel Anlass, direkt auf iranisches Territorium zurückzuschlagen, was einen regionalen Krieg auslösen könnte.

Ähnlich schätzt Bilal Saab, ein ehemaliger Pentagon-Beamter und jetzt bei der Denkfabrik Trends Research and Advisory, die Lage ein. Er sagte: „Die Möglichkeit einer weiteren Eskalation dieses regionalen Konflikts hat mehr damit zu tun, was Israel will und weniger damit, was Iran tut.“ Er fügte hinzu: „Israel sieht hier eine einmalige Gelegenheit, all seinen Gegnern zu schaden und ihnen möglicherweise einen tödlichen Schlag zu versetzen.“

Wie reagiert die internationale Gemeinschaft?

Die US-Regierung bewertete den Raketenangriff auf Israel als „vereitelt und unwirksam“. Dennoch handele es sich um eine „bedeutende Eskalation“, sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan in Washington. Das US-Verteidigungsministerium warnte den Iran vor weiteren Angriffen auf Israel. Präsident Joe Biden hatte die US-Streitkräfte in der Region angewiesen, Israels Verteidigung zu unterstützen und iranische Raketen abzuschießen.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte den Angriff auf der Plattform X „auf das Allerschärfste“. Sie schrieb weiter: „Wir haben Iran vor dieser gefährlichen Eskalation eindringlich gewarnt.“ Die EU verurteilte den Angriff ebenfalls. „Der gefährliche Kreislauf von Angriffen und Vergeltungsmaßnahmen droht, außer Kontrolle zu geraten“, so der Außenbeauftragte Josep Borrell auf X.

Der Élysée-Palast teilte nach einer Sitzung des Verteidigungs- und Sicherheitsrats mit, die französische Regierung habe ihre militärischen Mittel im Nahen Osten mobilisiert, um die iranische Bedrohung abzuwehren. Laut Großbritanniens Verteidigungsminister John Healey beteiligte sich das britische Militär am Abend an Versuchen, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern. Angesichts der eskalierenden Lage in Nahost soll der UN-Sicherheitsrat heute (16:00 Uhr MESZ) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

Warum eskaliert die Lage immer weiter?

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die IRGC-Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind – als Reaktion auf die Tötung von Generälen durch einen mutmaßlichen Angriff Israels in Syrien. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt.

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region erheblich geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran getötet. Irans Staatsführung schwor daraufhin Rache. Am Freitag wurde mit Hizbullah-Chef Nasrallah ein zentraler Verbündeter Teherans getötet. Zuvor hatten explodierende Pager Hunderte Hizbullah-Funktionäre verletzt und etliche auch getötet. Es war seither unklar, ob und wie Irans militärische Führung darauf reagieren würde.

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen wieder in den Libanon ein. Rund ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs verlagerte sich damit der Schwerpunkt der Kämpfe in Richtung des nördlichen Nachbarlandes.

Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde Irans. Mit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor knapp einem Jahr drohte mehrfach, dass sich der Schattenkonflikt zu einem Flächenbrand entwickelt. Iran er

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Kurz nach Beginn des Angriffs auf Israel warnte der Iran vor einer Reaktion und drohte mit weiteren Angriffen. Welche Entwicklung der Krieg in Nahost nun nehmen wird, sei noch unklar, sagt ARD-Korrespondentin Willinger in einer ersten Einschätzung, wie die Tagesschau berichtet.

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Israel kämpft im Nahen Osten derzeit an mehrere Fronten - und kann aus allen Himmelsrichtungen angegriffen werden, berichtet der WDR.

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Israel rechnet mit einem Großangriff des Iran, der Hisbollah und weiterer Milizen. US-Präsident Biden sicherte Regierungschef Netanyahu Beistand zu. Die Tötung von Hamas-Auslandschef Hanija nannte Biden nicht hilfreich, berichtet die Tagesschau.

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Mit dem Angriff des Irans auf Israel hat der Nahostkonflikt eine neue, gefährliche Wende erhalten. Israel will gegen den Iran zurückschlagen – in welcher Form, ist derzeit ungewiss, berichtet die Frankfurter Rundschau.

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Zumindest vordergründig geht das Leben in Beirut ganz normal weiter wie bisher. In den Strassen staut sich der Verkehr, die Cafés sind voll. Doch die israelischen Jets, die immer wieder im Tiefflug über die Stadt hinwegdonnern und dabei mit einem furchteinflössenden Knall die Schallmauer durchbrechen, erinnern daran, dass die libanesische Hauptstadt vor einem grossen Krieg steht, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

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Der Iran will Rache üben für die Ermordung des Hamas-Führers Hanija. Möglicherweise kommt es zu einem Drei-Fronten-Angriff auf Israel, berichtet die Stuttgarter Zeitung.

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Iran hat Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen. Was das für den Nahen Osten bedeutet, die Analyse bei ZDFheute live, berichtet das ZDF.

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