1.10.2024
Krankenhausreform im Fokus: Fresenius-Chef betont Notwendigkeit der Spezialisierung

Fresenius-Chef Sen: „Nur noch die schlimmen Fälle kommen ins Krankenhaus“

In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ äußerte sich Fresenius-Chef Michael Sen zur aktuellen Situation in deutschen Krankenhäusern und den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Sen unterstützt dabei die Intention des Ministers, die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. „Es geht nicht nur darum, Gesundheitsleistungen flächendeckend zu garantieren und anzubieten. Es geht vor allen Dingen darum, sie gut und in hoher Qualität anzubieten“, so Sen gegenüber der FAZ.

Laut Sen sei die Anzahl der Kliniken in Deutschland zu groß, und eine Spezialisierung sei notwendig. „Nicht jeder kann alles machen“, so Sen. Dies bedeute zwar, dass Patienten für bestimmte Eingriffe längere Wege in Kauf nehmen müssten, dafür würden sie aber auch in einem Krankenhaus behandelt, in dem die entsprechenden Spezialisten vorhanden seien.

Als Beispiel nannte Sen Neurochirurgen, die in spezialisierten Kliniken jährlich hunderte Eingriffe vornehmen. Diese Spezialisierung führe laut Sen zu einer höheren Qualität der Versorgung.

Die Aussage von Michael Sen, dass „nur noch die schlimmen Fälle ins Krankenhaus kommen“, fiel im Kontext der Diskussion um die Krankenhausreform. Kritiker der Reform befürchten, dass Patienten durch die Konzentration auf spezialisierte Zentren zukünftig längere Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen und die flächendeckende Versorgung nicht mehr gewährleistet sei.

Michael Sen sieht in der Spezialisierung der Krankenhäuser jedoch die Chance, die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern. Durch die Bündelung von Expertise in Zentren könnten komplizierte Eingriffe von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden, was die Patientensicherheit erhöhe.

Ob die von der Regierung geplante Krankenhausreform tatsächlich zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung führt, bleibt abzuwarten. Die Aussage von Fresenius-Chef Sen zeigt jedoch, dass die Diskussion über die Zukunft der Krankenhauslandschaft in Deutschland komplex ist und unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden müssen.

Neben der Spezialisierung sieht Sen auch im Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Kliniken großes Potenzial. Mit 26 Millionen Patienten, die jährlich in den Kliniken des Konzerns behandelt werden, verfüge man über einen „unglaublichen Datenschatz“, so Sen.

Fresenius selbst will zukünftig verstärkt auf organisches Wachstum setzen und weniger auf die Übernahme von Wettbewerbern oder Start-ups, wie Sen gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärte. „Wir können aber mit unserem jetzigen Portfolio organisch sehr gut wachsen - das heißt ohne hohen Kapitaleinsatz. Weil wir gleichzeitig entschulden“, so der Manager. Das Unternehmen sehe derzeit gute organische Wachstumsraten im Umsatz.

Für die Zukunft setzt Sen auf Geschäfte in attraktiven Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren und attraktiven Profitpools. Wichtig sei ihm dabei auch die medizinische Relevanz. „Also Geschäfte, die die Patientenreise in irgendeiner Form berühren“, so Sen.

Quellen:

- https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/fresenius-chef-michael-sen-im-interview-zur-situation-in-kliniken-110018797.html - https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2024-09/63400652-fresenius-will-lieber-aus-eigener-kraft-wachsen-016.htm
Weitere
Artikel