1.10.2024
Lebensversicherer im Wandel der Zinslandschaft

Lange Zeit galten Lebensversicherer als Garant für solide Renditen. Mit ihren langfristigen Anlagen in festverzinsliche Wertpapiere konnten sie ihren Kunden über Jahre hinweg attraktive Zinsen bieten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die aktuelle Zinswende stellt die Branche vor große Herausforderungen, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet.

Die Inflation und die darauf folgende Zinswende haben dazu geführt, dass die einst so sicheren Anlagen der Lebensversicherer an Attraktivität verloren haben. Die Renditen der langfristigen Wertpapiere liegen nun unter dem aktuellen Marktzins. „Auf einen Schlag hat die Assekuranz ein Portfolio, das weniger als den aktuellen Marktzins abwirft“, schreibt die FAZ.

Diese Situation stellt die Lebensversicherer vor eine Reihe von Problemen. Zum einen müssen sie ihre Kosten im Griff behalten, um ihren Kunden weiterhin wettbewerbsfähige Produkte anbieten zu können. Zum anderen müssen sie ihre Kapitalanlage breiter aufstellen und nach neuen Anlagemöglichkeiten suchen, die höhere Renditen versprechen.

Trotz der Herausforderungen zeigt sich die Branche jedoch relativ stabil. Die 16 größten Lebensversicherer Deutschlands konnten ihre Marktposition in den letzten Jahren behaupten, so die FAZ.

Herbert Schneidemann, Chef der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), sieht die Zinswende als zweischneidiges Schwert für die Lebensversicherer. Einerseits bietet sie Chancen für die Neuanlage von Geldern, da nun wieder höhere Zinsen erzielt werden können. Andererseits geraten die bestehenden Kapitalanlagen unter Druck, da ihr Marktwert durch die gestiegenen Zinsen sinkt.

Besonders problematisch sind die sogenannten stillen Lasten, die entstehen, wenn der aktuelle Marktwert der Kapitalanlagen geringer ist als der Buchwert in der Bilanz. Diese stillen Lasten könnten zu einem Problem werden, wenn die Lebensversicherer gezwungen sind, Anlagen zu verkaufen, um beispielsweise Kunden auszuzahlen, die ihre Verträge kündigen.

Ein weiteres Problem für die Lebensversicherer ist die hohe Inflation. Sie führt dazu, dass die Kunden mehr Geld für die Altersvorsorge zurücklegen müssen, um ihren Lebensstandard im Alter halten zu können. Dies stellt die Branche vor die Herausforderung, die Kunden von der Notwendigkeit höherer Sparbeiträge zu überzeugen.

Die BaFin sieht die Lebensversicherer durch den Zinsanstieg zwar kurzfristig vor Herausforderungen, mittel- bis langfristig aber profitieren sie von den steigenden Zinsen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beobachtet die Situation der Lebensversicherer genau und hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Risiken zu minimieren. So müssen die Unternehmen beispielsweise eine Zinszusatzreserve bilden, um die Zinsgarantien für ihre Kunden auch in Zeiten niedriger Zinsen gewährleisten zu können.

Die Zinswende ist eine Zäsur für die Lebensversicherungsbranche. Die Unternehmen müssen sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen und ihre Geschäftsmodelle anpassen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

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