1.10.2024
Masucci und Herrhausen: Ein Blick auf Widersprüche und Herausforderungen

Oliver Masucci, bekannt für seine Wandlungsfähigkeit und sein intensives Schauspiel, verkörpert in der ARD-Produktion den charismatischen und zugleich umstrittenen Alfred Herrhausen. In einem Interview mit der FAZ vom 01.10.2024 sprach Masucci über die Faszination, die von dieser Persönlichkeit ausgeht, und gewährte gleichzeitig Einblicke in sein eigenes Familienleben.

Sechs Jahre lang hatte sich Masucci eine Auszeit vom Fernsehen genommen, um sich seiner Familie und dem Theater zu widmen. Die Bühne, insbesondere das Burgtheater in Wien, bot ihm zu dieser Zeit die reizvolleren Rollen. Die Möglichkeit, Proben zugunsten seiner Familie zu verschieben, ermöglichte es ihm, eine aktive Rolle im Leben seiner Kinder zu spielen.

Doch die Sehnsucht nach der Leinwand blieb. Masucci, dem oft eine "Filmfresse" attestiert wurde, fühlte sich zum Kino hingezogen. Der Erfolg mit "Er ist wieder da", in dem er Adolf Hitler verkörperte, brachte die Wende. Angebote häuften sich, doch Masucci wählte mit Bedacht, stets auf der Suche nach anspruchsvollen Rollen, die ihn selbst fesseln würden.

Finanzielle Aspekte spielten für ihn dabei eine untergeordnete Rolle. Die Unstetigkeit des Schauspielerberufs sah er als Herausforderung, die er mit künstlerischer Erfüllung kompensierte. Anstelle von Routine und Sicherheit suchte er die Abwechslung und ging neue Wege, wenn ihm ein Projekt nicht zusagte.

Seine Kinder, so Masucci, hätten diese Entscheidung nicht immer leicht gefunden. Der Wunsch nach Beständigkeit und einem geregelten Leben musste dem nomadischen Lebensstil eines Künstlers weichen. Rückblickend, so Masucci, habe diese Erfahrung seine Kinder jedoch geprägt und ihnen eine gewisse Weltoffenheit ermöglicht.

Einprägsam schilderte Masucci eine Anekdote aus Los Angeles, wo er für einen Film mit Nick Nolte und Jacqueline Bisset vor der Kamera stand. Seine älteste Tochter lehnte es strikt ab, ihn zu einem Treffen mit Woody Harrelson zu begleiten - der Hollywood-Star war ihr schlichtweg "zu alt". Stattdessen verbrachte Masucci den Abend mit seinem Schwiegervater.

Ein anderes Erlebnis in L.A. sollte seinen Kindern jedoch nachhaltig in Erinnerung bleiben. Als Masucci ihnen von einer bevorstehenden Premiere mit Jamie Foxx erzählte, reagierten diese zunächst ungläubig. Erst als Snoop Dogg in seinem Auto vorfuhr, ausstieg und Masucci begrüßte, glaubten sie die Geschichte ihres Vaters.

Doch zurück zu Alfred Herrhausen. Was faszinierte Masucci an dieser Persönlichkeit, die er nun für die ARD verkörperte?

„Mich hat seine Ambivalenz fasziniert“, erklärte Masucci im Interview mit der FAZ. Herrhausen sei ein Mann der Widersprüche gewesen, ein Visionär, der gleichzeitig in den Strukturen der Finanzwelt gefangen war.

„Er wollte die Welt besser machen, das hat er wirklich gewollt“, so Masucci. Herrhausen habe erkannt, dass die Globalisierung auch eine soziale Verantwortung mit sich bringe. Doch seine Bemühungen, die Dritte Welt aus der Armut zu führen und gleichzeitig die Interessen der Deutschen Bank zu wahren, seien vielen ein Dorn im Auge gewesen.

Die Ermordung Herrhausens durch die RAF im November 1989 markierte das tragische Ende eines Mannes, der seiner Zeit weit voraus war. Oliver Masuccis Interpretation dieser komplexen Persönlichkeit verspricht eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Widersprüchen einer Epoche im Wandel.

Quellen:

    - Seewald, Jörg. „Masucci spielt Herrhausen: „Ein Banker, der die Welt besser machen wollte““. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01. Oktober 2024. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/serien/oliver-masucci-ueber-seine-rolle-als-alfred-herrhausen-in-der-ard-110018237.html.
Weitere
Artikel