27.9.2024
Neue Infrarotkarte enthüllt Geheimnisse der Milchstraße

Ein internationales Team von Astronomen hat mit dem VISTA-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile über 13 Jahre hinweg die Milchstraße im infraroten Spektralbereich kartiert. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Sammlung von 200.000 Einzelbildern, die zusammen über 1,5 Milliarden Objekte unserer Galaxie abbilden. Wie die Astronomen im Journal „Astronomy & Astrophysics“ berichten, entspricht die durchmusterte Himmelsfläche der Größe von 8600 Vollmonden und enthält etwa zehnmal mehr Objekte als eine frühere Infrarot-Durchmusterung mit VISTA vor zwölf Jahren.

Das VISTA-Teleskop (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Very Large Telescope (VLT) der ESO auf dem Cerro Paranal, einem 2635 Meter hohen Berggipfel in der chilenischen Atacama-Wüste. Mit seinem 4,1 Meter großen Hauptspiegel und der empfindlichen Infrarotkamera VIRCAM ist VISTA in der Lage, durch die dichten Staub- und Gaswolken zu blicken, die große Teile der Milchstraße für optische Teleskope unsichtbar machen.

Die Astronomen um Dante Minniti von der Universidad Andrés Bello in Chile haben jeden Bereich der untersuchten Himmelsregion im Laufe der 13 Jahre mehrfach fotografiert. Dadurch konnten sie nicht nur die Positionen von Sternen, Sternhaufen, Gasnebeln und Staubwolken erfassen, sondern auch Veränderungen im Laufe der Zeit dokumentieren. So identifizierten sie beispielsweise zahlreiche veränderliche Sterne, deren Helligkeit sich periodisch ändert. Zu diesen veränderlichen Sternen gehören auch die sogenannten Cepheiden, die Astronomen schon lange als „Standardkerzen“ zur Entfernungsmessung im Weltall verwenden. Mithilfe dieser Cepheiden konnten die ESO-Astronomen eine dreidimensionale Karte der zentralen Region der Milchstraße erstellen, die im sichtbaren Licht durch Staub verdeckt ist.

Durch den Vergleich mehrerer Aufnahmen konnten die Wissenschaftler auch die Bewegung von Sternen verfolgen. Dabei stießen sie auf zahlreiche sogenannte Hyperschnellläufer – Sterne, die mit Geschwindigkeiten von bis zu tausend Kilometern pro Sekunde durch das All rasen. Diese Sonnen sind vermutlich in der Nähe des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße entstanden und durch dessen enorme Gravitation auf ihre hohe Geschwindigkeit beschleunigt worden.

Die Auswertung der riesigen Datenmenge, die im Rahmen der VISTA-Durchmusterung zusammengekommen ist, wird die Astronomen noch auf Jahre hinaus beschäftigen. In der Zwischenzeit plant die ESO, sowohl VISTA als auch das VLT mit neuen Instrumenten auszustatten, die noch genauere Beobachtungen im infraroten Spektralbereich ermöglichen sollen. Mit diesen Instrumenten wollen die Forscher dann die Spektren der Strahlung von Millionen von Objekten in der Milchstraße analysieren und so neue Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung unserer Galaxie gewinnen.

Quelle: FAZ.NET

Weitere Informationen finden Sie unter:

- https://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/kartierung-der-milchstrasse-im-infraroten-spektralbereich-110013396.html

- https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/detaillierteste-infrarotkarte-unserer-milchstrasse/

- https://futurezone.at/science/gigantische-infrarot-karte-milchstrasse-eso/402953369

- https://www.n-tv.de/wissen/Infrarot-Aufnahmen-lassen-tief-in-Milchstrasse-blicken-article25254934.html

- https://www.geo.de/wissen/weltall/detailreich-wie-nie--neue-aufnahmen-der-milchstrasse-35096552.html

- https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/raumfahrt/eso-teleskop-erstellt-detaillierteste-infrarotkarte-der-milchstrasse/

- https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100497966/milchstrasse-forscher-enthuellen-infrarot-karte-mit-sensationellen-details.html

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