Seit Anfang 2024 steht Simone Verde an der Spitze der Uffizien in Florenz. Der Nachfolger von Eike Schmidt, der das Museum acht Jahre lang leitete, bringt eine vielseitige Karriere und eine dezidiert linke Biografie mit. Doch wie plant der neue Direktor die Zukunft eines der bedeutendsten Museen der Welt zu gestalten?
Verdes Ernennung zum Direktor der Uffizien kam überraschend, denn es gab bekanntere und erfahrenere Bewerber. Der 1975 in Rom geborene Kunsthistoriker hatte zuvor seit 2016 den Palazzo della Pilotta in Parma geleitet, einen Gebäudekomplex mit Museen, Theater, Kunsthochschule und Bibliothek. Seine dortige Arbeit, die Generalsanierung des Palazzo, fand bis zur Wiedereröffnung weitgehend hinter verschlossenen Türen statt und erregte erst danach große Aufmerksamkeit. Zuvor leitete Verde die wissenschaftliche Abteilung am Louvre Abu Dhabi (2014-2016) und war als Journalist, Autor, Übersetzer, Kurator und Fernsehproduzent tätig.
Trotz seiner eher linken politischen Orientierung – eine Besonderheit im Italien der Regierung Meloni – betonte Verde zunächst die Kontinuität zu seinem Vorgänger. Eike Schmidt hatte mit einer betriebswirtschaftlichen Strukturreform den Uffizien große finanzielle Ressourcen erschlossen. So beliefen sich die Eintrittsgelder im Jahr 2023 auf 60 Millionen Euro.
Dennoch deuten Verdes erste Amtshandlungen und programmatischen Aussagen auf einen neuen Kurs hin. Neben dem weiteren Ausbau des Kunst-Imperiums, wie dem Erwerb eines Hauptwerks von Pierre Subleyras, setzt Verde auch politische Akzente. So ließ er zum Beispiel zum 31. Jahrestag des Mafiaanschlags in der Via dei Georgofili zwei damals beschädigte Gemälde, ergänzt um eine Videodokumentation, an den Anfang des Rundgangs bringen.
Im Zentrum von Verdes Vision steht die Idee der Uffizien als "museologische Enzyklopädie". In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärte er: "Wie alle Museen sind die Uffizien ein alternativer Forschungsraum zur Universität, der ihr weder untergeordnet ist noch mit ihr konkurriert. Die Uffizien können die Rolle eines nationalen Referenzmuseums in der Welt spielen wie der Louvre für Frankreich und das British Museum für das Vereinigte Königreich, doch dafür müssen wir ihre Substanz als eigene museologische Enzyklopädie in ein Forschungsinstrument überführen."
Konkret plant Verde die Einrichtung eines Zentrums für Museumsstudien im Casino del Cavaliere in den Boboli-Gärten. Dieses soll zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs für Wissenschaftler aus aller Welt werden. Erster Inhaber des Uffizien-Lehrstuhls ist der Archäologe und Kurator Fabrizio Paolucci.
Neben dem Zentrum für Museumsstudien plant Verde zahlreiche weitere Neuerungen:
Zu den größten Herausforderungen zählt Verde die "Neuinszenierung der museologischen Phasen der Vergangenheit". Insbesondere die im 20. Jahrhundert vorgenommenen modernistischen Eingriffe hätten die ursprüngliche Museografie der Uffizien zerstört. Ziel sei es, die Vielfalt des Museums und seine zahlreichen Identitäten neu zu gestalten.
Auch die digitale Präsenz der Uffizien soll unter Verde modernisiert werden. Geplant sind unter anderem eine digitale Karte des Museums, interaktive Tafeln und Hintergrundinformationen zu den einzelnen Räumen und Exponaten.
Die Zusammenarbeit mit anderen Museen und Kulturinstitutionen, insbesondere innerhalb Europas, ist ein weiterer Schwerpunkt von Verdes Agenda. Konkrete Projekte wurden jedoch noch nicht bekannt gegeben.
Simone Verdes ambitionierte Pläne für die Uffizien lassen auf eine spannende Zukunft des Museums hoffen. Ob es ihm gelingt, die Uffizien zu einem "nationalen Referenzmuseum" und zu einer "museologischen Enzyklopädie" von Weltrang zu entwickeln, bleibt abzuwarten. Die ersten Schritte in diese Richtung sind jedenfalls getan.
Quellen: