Autofahrer müssen sich auf deutlich höhere Kosten für ihre Versicherungen einstellen. Wie das Vergleichsportal Verivox berechnet hat, liegen die Angebote für Neukunden aktuell um durchschnittlich 21 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Zwar lassen sich daraus keine direkten Rückschlüsse auf die Preisentwicklung für Bestandskunden ziehen, doch die Zahlen gelten als Indikator für die allgemeine Entwicklung der Branche.
„Erste Versicherer haben ihre Tarife bereits aktualisiert und setzen weitere Preisanpassungen um“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur Wolfgang Schütz, Geschäftsführer von Verivox Versicherungsvergleich. „Die Preissteigerungen im letzten Jahr haben noch nicht ausgereicht, um die Defizite der Kfz-Versicherer zu kompensieren.“
Zu den Gründen für die starke Erhöhung zählen laut Verivox die hohen Kosten für die Regulierung von Schäden. So seien Ersatzteile in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden, gleichzeitig würden Werkstätten höhere Stundensätze in Rechnung stellen.
Auch der Marktführer HUK Coburg hatte bereits vor einigen Tagen auf die steigenden Kosten hingewiesen und ebenfalls deutliche Preissteigerungen angekündigt. Das Unternehmen geht dabei von einem Anstieg im niedrigen zweistelligen Bereich aus – und damit etwas moderater als die von Verivox ermittelten 21 Prozent.
Wie die Tagesschau berichtet, macht die HUK Coburg dafür vor allem drei Faktoren verantwortlich: die hohen Preise für Ersatzteile, die gestiegenen Stundenverrechnungssätze der Autowerkstätten und den Klimawandel.
So seien die Preise für Ersatzteile zwischen 2013 und 2023 um gut 70 Prozent gestiegen – und damit fast 43 Prozentpunkte mehr als die Inflation im gleichen Zeitraum. Auch aktuell würden die Preise noch deutlich schneller steigen als die Inflation. Als Grund dafür sieht HUK-Vorstand Jörg Rheinländer unter anderem den Designschutz, der nach wie vor für viele sichtbare Teile gelte.
Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Stundenverrechnungssätze der Autowerkstätten. Laut HUK legten diese von 2022 auf 2023 um fast zehn Prozent zu.
Doch nicht nur die reinen Kosten für Ersatzteile und Werkstätten bereiten den Versicherern Sorgen, auch die Folgen des Klimawandels schlagen immer stärker zu Buche. „Wir sehen, dass der Klimawandel hochläuft“, sagte Rheinländer der Tagesschau. Das zeige sich bei den Schadensereignissen im Kaskobereich. So seien die durchschnittlichen Schäden bei Hagel zuletzt deutlich gestiegen.
Die hohen Kosten für die Regulierung von Schäden machen sich in der gesamten Branche bemerkbar. Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitteilte, mussten die Kfz-Versicherer im Jahr 2023 einen Verlust von über drei Milliarden Euro hinnehmen. Und auch für das laufende Jahr wird mit einem Minus von bis zu zwei Milliarden Euro gerechnet.
„Nach unserer aktuellen Hochrechnung werden die Beitragseinnahmen auf rund 33,6 Milliarden Euro steigen – aber die Versicherer zwischen 34,9 und 35,6 Milliarden Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben müssen“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Angesichts dieser Zahlen rechnen Experten damit, dass die Preise für Autoversicherungen auch in den kommenden Jahren weiter steigen werden.
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