30.9.2024
Stellantis unter Druck: Gewinnprognose und Marktanteile im Sinkflug

Der Automobilmarkt stellt auch den Opel-Mutterkonzern Stellantis vor große Herausforderungen. Wie die FAZ berichtet, musste Europas zweitgrößter Volumenhersteller, bekannt für Marken wie Peugeot, Opel und Fiat, seine Finanzziele nach unten korrigieren. Die Prognose für die bereinigte Gewinnmarge im laufenden Geschäftsjahr wurde von mindestens zehn Prozent auf 5,5 bis sieben Prozent gesenkt.

Diese Entwicklung bedeutet im Vergleich zum Vorjahr 2023, in dem Stellantis mit einer Marge von 12,8 Prozent glänzte, eine Halbierung. Diese Größenordnung ist üblicherweise Premiumherstellern wie Mercedes oder BMW vorbehalten. Die Korrektur der Zielmarge wirkt sich auch auf den freien Cashflow im Industriegeschäft aus, der nun mit minus fünf bis zehn Milliarden Euro negativ erwartet wird, anstatt wie zuvor prognostiziert positiv zu bleiben.

Die Reaktion der Börse war deutlich. Der Kurs der Stellantis-Aktie fiel zum Handelsauftakt um mehr als zwölf Prozent, obwohl Anleger bereits seit Monaten auf eine sinkende Profitabilität eingestellt waren. Seit dem Allzeithoch im März hat der Kurs mehr als die Hälfte seines Wertes verloren und der Börsenwert liegt mit knapp 36 Milliarden Euro wieder deutlich unter dem von Volkswagen.

Bereits im ersten Halbjahr sank die Marge von Stellantis auf zehn Prozent und der Reingewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 48 Prozent auf knapp 5,6 Milliarden Euro ein. Neben der Situation auf dem europäischen Automarkt bereitet dem Konzern auch das Nordamerikageschäft Sorgen. Dort haben die US-Marken Jeep, Chrysler und Dodge zuletzt Marktanteile eingebüßt und die Wirtschaftlichkeit mehrerer Fabriken wird überprüft.

Die Geschäftsführung sieht in der Überprüfung der Fabriken in Nordamerika den Hauptgrund für die Zielkorrektur. Etwa zwei Drittel der geringeren Marge seien „auf Korrekturmaßnahmen in Nordamerika zurückzuführen“. Stellantis kämpft dort mit hohen Lagerbeständen. Anstelle eines Rückgangs um 100.000 Fahrzeuge werden die Auslieferungen in Nordamerika im laufenden zweiten Halbjahr voraussichtlich um mehr als 200.000 Einheiten zurückgehen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Stellantis plant, mit „Initiativen zur Produktivitätssteigerung, die sowohl Kosten- als auch Kapazitätsanpassungen umfassen“, zu reagieren. Die Probleme in Nordamerika beschäftigen die Geschäftsführung schon länger. Laut der französischen Zeitung „Les Echos“ hat Vorstandschef Carlos Tavares im August seinen Sommerurlaub verkürzt, um in Detroit Gespräche zu führen.

Der Portugiese, der seit der Gründung des Multimarkenkonzerns Anfang 2021 an der Spitze von Stellantis steht, sitzt seit dem jüngsten Abwärtstrend nicht mehr so sicher im Sattel. „Bloomberg“ berichtet, dass Verwaltungsratschef John Elkann mit der Situation in Nordamerika unzufrieden ist und die Suche nach einem Nachfolger für Tavares eingeleitet hat, dessen Vertrag Anfang 2026 ausläuft. Der 66-jährige Tavares hatte sich bereits zuvor als Chef der französischen PSA-Gruppe einen Namen als „Kostenkiller“ gemacht.

Die Gewinnwarnung von Stellantis ist ein weiteres Zeichen für die Herausforderungen, vor denen die globale Automobilindustrie steht. Neben dem schwachen Absatz und dem harten Wettbewerb durch chinesische Hersteller machen den Unternehmen auch steigende Kosten für Rohstoffe und Energie zu schaffen. Es bleibt abzuwarten, wie Stellantis auf die Herausforderungen reagieren und seine Position im Markt behaupten wird.

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