An der US-Ostküste sind zahlreiche Hafenmitarbeiter in einen Streik getreten. Grund dafür sind gescheiterte Verhandlungen über einen neuen Arbeitsvertrag. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, begann der Ausstand im Hafen von Virginia bereits um kurz nach Mitternacht. Zuvor waren die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) und den Arbeitgebern ergebnislos verlaufen.
Der Streik betrifft nicht nur Virginia, sondern erstreckt sich auf Containerhäfen entlang der gesamten Ost- und Golfküste der USA. Es handelt sich um den ersten Ausstand der ILA seit 1977. Dieser könnte die US-Exportwirtschaft empfindlich treffen und zudem, nur wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl, für zusätzliche Unruhe sorgen.
Im Zentrum des Konflikts stehen die festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Arbeitsvertrag. Der vorherige Vertrag lief nach sechs Jahren in der Nacht zum Dienstag aus. Betroffen sind rund 25.000 ILA-Mitglieder in 14 großen US-Häfen, darunter New York, New Jersey, Boston, Philadelphia und Houston. Die Hafenarbeiter fordern unter anderem eine Angleichung ihrer Gehälter an das Niveau ihrer Kollegen an der Westküste.
Derzeit verdienen Hafenarbeiter an der Ost- und Golfküste nach sechs Jahren im Beruf einen Grundlohn von 39 Dollar pro Stunde. Ihre Kollegen an der Westküste erhalten mit 54,85 Dollar deutlich mehr. Dieser Satz soll bis 2027 sogar auf 60,85 Dollar steigen – ohne Berücksichtigung von Überstunden und Sozialleistungen. Bei einer 40-Stunden-Woche verdienen Hafenarbeiter an der Westküste somit mehr als 116.000 Dollar im Jahr, während ihre Kollegen im Osten auf 81.000 Dollar kommen.
Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Lohnerhöhung von 77 Prozent über sechs Jahre gefordert. Eine weitere zentrale Forderung sind Schutzmaßnahmen gegen Automatisierung, die zu Jobverlusten führen könnte. Die Arbeitgeber boten zuletzt Lohnerhöhungen um knapp 50 Prozent sowie eine bessere Gesundheitsversorgung und höhere Arbeitgeberbeiträge für die Rente an.
Die Folgen eines längeren Streiks könnten für die USA gravierend sein. Über die Häfen an der Ostküste wird die Hälfte der Containergüter abgewickelt, die in die USA verschifft werden. Fast zwei Drittel der Exporte werden ebenfalls über diese Häfen abgewickelt. Angesichts der drohenden wirtschaftlichen Folgen hatte sich zuletzt sogar das Weiße Haus eingeschaltet und die Gewerkschaft und die Arbeitgeber zu einer Einigung gedrängt.