Der Personalmangel in der deutschen Bahn-Branche ist allgegenwärtig. Verspätungen und Zugausfälle sind keine Seltenheit mehr, was zu Frustration bei den Fahrgästen führt. Um dem entgegenzuwirken, geht die Branche nun neue Wege und bietet die Ausbildung zum Lokführer auch in Teilzeit an. Wie die Zeit am 29. September 2024 berichtete, startet in Nordrhein-Westfalen im Oktober ein Pilotprojekt, das Quereinsteigern die Möglichkeit bietet, sich in Teilzeit zum Lokführer ausbilden zu lassen.
Die Initiative „Fokus Bahn NRW“, ein Zusammenschluss von elf Bahnunternehmen und dem Land Nordrhein-Westfalen, hat dieses Projekt ins Leben gerufen. Ziel ist es, neue Zielgruppen für den Beruf des Lokführers zu gewinnen, insbesondere Menschen, die aufgrund familiärer Verpflichtungen oder anderer Tätigkeiten keine Vollzeitausbildung absolvieren können.
Bisher dauert die Umschulung zum Lokführer zwölf Monate und findet in Vollzeit statt. Die neue Teilzeit-Umschulung soll 16 Monate dauern, wobei die angehenden Lokführer lediglich fünf Stunden pro Tag lernen müssen. Der erste Kurs startet im Oktober mit etwa 15 Teilnehmern. Das Interesse an dem Angebot ist groß: Auf rund 50 Bewerbungen kam das Programm.
Mit der Teilzeitausbildung erhofft sich die Bahnbranche, den Beruf auch für Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund attraktiver zu gestalten. Bisher ist der Anteil an Frauen in diesem Berufsfeld sehr gering. Auch Migranten, die erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind, sollen durch die Teilzeitausbildung und begleitende Sprachkurse die Möglichkeit erhalten, sich zum Lokführer zu qualifizieren.
Obwohl die Teilzeit-Umschulung ein Schritt in die richtige Richtung ist, gibt es auch Herausforderungen. Da Lokführer während ihrer Arbeitszeit große Distanzen zurücklegen, ist es organisatorisch nicht immer einfach, Teilzeitmodelle zu ermöglichen, die es den Lokführern erlauben, nach einem kurzen Arbeitstag wieder an ihren Ausgangsort zurückzukehren.
Dennoch ist die Einführung der Teilzeitausbildung ein wichtiges Signal der Bahnbranche, um dem Personalmangel entgegenzuwirken und den Beruf des Lokführers für neue Zielgruppen attraktiver zu gestalten. Ob sich das Modell bewährt und zu einer Entspannung der Personalsituation führt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
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