Ein Gericht im Vogelsbergkreis hat entschieden, dass ein lokaler Bauernhof schließen muss, da dem Landwirt vorgeworfen wird, seine Tiere über einen längeren Zeitraum vernachlässigt zu haben. Die Entscheidung folgt auf eine Reihe von Kontrollen durch die Veterinärbehörden, die immer wieder auf Missstände in der Tierhaltung hingewiesen hatten.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, hatten Tierärzte des Vogelsbergkreises seit 2020 wiederholt Mängel auf dem Hof festgestellt. Bei einer Kontrolle Ende 2023 fanden sie Kälber in einem Stall vor, der mit einem halben Meter hohem, nassem Material bedeckt war. Zwei Kälber tranken laut Bericht Harn aus Pfützen, während fünf weitere zitterten und auf den Spalten im Kuhstall lagen.
Anfang 2024 bot sich den Kontrolleuren ein ähnliches Bild. Die Milchkühe waren teilweise stark verschmutzt, es fehlte an Futter und sauberem Trinkwasser, und es gab keine trockene Liegefläche für die Tiere. Erschreckenderweise stellte das Gericht auch fest, dass der Betrieb zwischen 2020 und Anfang 2024 auffallend hohe Todeszahlen unter den gehaltenen Rindern verzeichnete.
Der Landkreis verfügte daraufhin die Schließung des Betriebs. Der Landwirt argumentierte, dass die Veterinäre Verbesserungen, die er zwischenzeitlich vorgenommen habe, nicht berücksichtigt hätten. So seien bei einer Kontrolle Ende Mai bereits Verbesserungen festgestellt worden. Der Anwalt des Landwirts betonte zudem, dass seinem Mandanten durch die Schließung die berufliche Existenz genommen werde, da der Betrieb auf die Rinderhaltung ausgerichtet sei.
Das Gericht ließ diese Argumente jedoch nicht gelten. Der Schutz der Tiere habe angesichts der festgestellten Verstöße und des dadurch verursachten und künftig zu befürchtenden Leidens Vorrang vor der Berufsfreiheit des Landwirts.
Die Entscheidung des Gerichts ist noch nicht rechtskräftig. Der Landwirt kann beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerde einlegen.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Problematik der Tierhaltung in Deutschland. Immer wieder werden Fälle von Tierquälerei und Vernachlässigung auf Bauernhöfen bekannt. Tierschutzorganisationen fordern schärfere Kontrollen und strengere Strafen für Tierhalter, die ihre Tiere nicht artgerecht behandeln.
Quelle: F.A.Z.