Donald Trumps Wahlsieg 2024 wird von seinen Anhängern als ideologische Revolution und Bruch mit dem etablierten System gefeiert. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAZ) am 30.11.2024 berichtete, bezeichnete der Investor Peter Thiel in einem Interview mit Bari Weiss die Wahl als "Revolution" und "Kollaps des Liberalismus". Thiel interpretiert das Wahlergebnis als epochalen Sieg über das "Ancien Régime".
Diese Rhetorik des ideologischen Umbruchs findet sich auch in Kevin D. Roberts Buch "Dawn's Early Light" wieder. Der Präsident der Heritage Foundation, Roberts, verwendet martialische, an den Wilden Westen erinnernde Metaphern, um einen kompromisslosen Kampf gegen das vermeintlich dekadente System zu beschwören. "Wenn die Dämmerung hereinbricht und man die Wölfe hört, muss man die Wagen im Kreis aufstellen und die Musketen laden", zitiert die FAZ Roberts. Er fordert die Zerstörung bestehender Institutionen, um Platz für eine neue Tradition zu schaffen.
Hinter der radikalen Rhetorik von Trump-Unterstützern wie Thiel und Roberts verbergen sich jedoch unterschiedliche, teils widersprüchliche ideologische Positionen. Die FAZ analysiert, dass sie vor allem der Wille zum Bruch mit der Vergangenheit eint, symbolisiert durch die Forderung nach Entlassung von Staatsangestellten. Der designierte Vizepräsident J.D. Vance forderte bereits vor seiner Nominierung die Entlassung aller Beamten der mittleren Ebene und deren Ersatz durch Trump-loyale Personen. Elon Musk wurde laut FAZ mit der Leitung eines "Department of Government Efficiency" beauftragt, das den Beamtenapparat "zerlegen" soll.
Der Sprachwissenschaftler Matthias Eitelmann analysierte in einem Interview mit dem Tagesspiegel (06.11.2024) Trumps Rhetorik. Im Vergleich zu 2016 und 2020 sieht Eitelmann eine Radikalisierung. Trumps Sprache sei zwar weiterhin populistisch, volksnah und gegen das Establishment gerichtet, jedoch seien die Ausfälle gegen Migranten und Minderheiten deutlich radikaler geworden. Eitelmann betont die strategische Inszenierung von Trumps Rhetorik, die bewusst auf Abgrenzung und die Schaffung einer "In-Group"-Mentalität mit seinen Anhängern abzielt.
Die Tagesschau berichtete am 28.11.2024 über die Besetzung von Regierungsposten mit religiösen Extremisten. So soll Pete Hegseth, ehemaliger Elitesoldat und Fox-News-Moderator, Verteidigungsminister werden. Der selbsternannte "Christian Warrior" Hegseth fordert die "vollständige Vernichtung" linker Kräfte. Der Soziologe Philip Gorski sieht in der Nominierung Hegseths ein Signal an den äußersten Rand des religiösen und politischen Spektrums.
Die Heinrich-Böll-Stiftung analysiert in einem Artikel vom 13.11.2024 Trumps Wahlsieg als Beginn einer neuen Ära des Autoritarismus. Die Stiftung warnt vor staatlicher Kontrolle über private Lebensbereiche, einem politischen Verfolgungsapparat und einer Außenpolitik, die von Trumps Beziehungen mit Autokraten geprägt sein wird. Besonders das "Project 2025", ein Konzept zum radikalen Umbau des US-Regierungsapparats, wird als Gefahr für die liberale Demokratie in den USA angesehen.
Die Akademie für Politische Bildung Tutzing veröffentlichte im März 2021 eine Kurzanalyse von Moritz Fink über "Propaganda und Protest im Zeitalter des Donald Trump". Fink untersucht die mediale Inszenierung Trumps und die Reaktionen darauf, sowohl von seinen Anhängern als auch von der Opposition. Er stellt fest, dass kreative Protestformen, die lange Zeit eine Domäne der Linken waren, zunehmend auch von der Rechten genutzt werden.
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