Die italienische Großbank Unicredit hat ihr Interesse an der Commerzbank bekundet und bereits erste Anteile erworben. Dies hat in Deutschland für einige Aufregung gesorgt, da italienische Banken in der Vergangenheit nicht immer den besten Ruf genossen. Doch ist die Angst vor einer Übernahme durch die Unicredit wirklich gerechtfertigt?
Es stimmt, dass italienische Banken in der Vergangenheit mit Problemen zu kämpfen hatten. Die Finanzkrise 2008 und die anschließende Staatsschuldenkrise trafen Italien besonders hart. Infolgedessen mussten viele italienische Banken hohe Abschreibungen auf faule Kredite vornehmen. 2015 lag der Anteil notleidender Kredite bei italienischen Banken bei 17 Prozent, ohne Berücksichtigung von Wertberichtigungen oder Rückstellungen. Dies führte zu einem Vertrauensverlust in die italienischen Banken und zu einem Kursverfall ihrer Aktien.
Doch die Situation hat sich seitdem geändert. Die italienischen Banken haben ihre Bilanzen bereinigt und ihre Kapitalquoten gestärkt. Auch die italienische Wirtschaft hat sich erholt. Die Unicredit ist heute eine der solidesten Banken Europas. Sie verfügt über eine starke Kapitalausstattung und eine gute Profitabilität. Im Gegensatz zu deutschen Banken hat die Unicredit die Herausforderungen der Niedrigzinsphase gut gemeistert.
Die Unicredit erhofft sich von einer Übernahme der Commerzbank Synergien und einen besseren Zugang zum deutschen Markt. Die Commerzbank ist die zweitgrößte Bank Deutschlands und verfügt über ein dichtes Filialnetz. Die Unicredit ist bereits mit ihrer Tochtergesellschaft HypoVereinsbank in Deutschland vertreten, allerdings ist sie im Vergleich zur Commerzbank deutlich kleiner. Durch eine Fusion könnte die Unicredit ihre Marktposition in Deutschland deutlich ausbauen.
Für die Commerzbank würde eine Übernahme durch die Unicredit einen tiefgreifenden Wandel bedeuten. Die Unicredit würde wahrscheinlich Stellen abbauen und Filialen schließen, um Kosten zu sparen. Allerdings könnte die Unicredit der Commerzbank auch neue Perspektiven eröffnen. So könnte die Commerzbank von der Expertise der Unicredit im Investmentbanking und im internationalen Geschäft profitieren.
Der Bund ist mit rund 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt. Er hat in der Finanzkrise 2008/2009 Milliardenhilfen für die Bank bereitgestellt. Die Bundesregierung hat bereits signalisiert, dass sie eine Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit kritisch sieht. Allerdings ist fraglich, ob der Bund eine solche Übernahme verhindern kann.
Die Angst vor einer Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit ist rational schwer begründbar. Die Unicredit ist heute eine solide Bank mit einer starken Kapitalausstattung. Eine Übernahme könnte für die Commerzbank zwar einen tiefgreifenden Wandel bedeuten, aber auch neue Perspektiven eröffnen. Letztendlich wird die Entscheidung über eine Übernahme von den Aktionären der Commerzbank getroffen werden.
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