Die deutsche Wirtschaft, einst Motor Europas, steht vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey unter 130 deutschen Vorständen zeichnet ein düsteres Bild der Stimmung in den Chefetagen. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (F.A.S.) berichtet, glauben lediglich zwei Prozent der Befragten an eine baldige wirtschaftliche Erneuerung Deutschlands.
Die Skepsis ist groß: Zwei Drittel der befragten Führungskräfte rechnen in den kommenden fünf Jahren mit einer Stagnation oder gar einem Rückgang der Unternehmenspräsenz in Deutschland. Acht von zehn Managern sehen zwar die Herausforderungen, bemängeln aber fehlende Konsequenz und Dringlichkeit bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen.
Die größten Sorgen bereiten den Managern laut F.A.S. die mangelnde Dynamik am Arbeitsmarkt, die unsicheren Nachfrageaussichten im Inland und die hohen Energiekosten. Als wichtigste Stellschraube für eine schnelle wirtschaftliche Kehrtwende wird die Optimierung von Prozessen in der öffentlichen Verwaltung gesehen.
Die Unternehmensberatung McKinsey, die die besorgniserregenden Umfrageergebnisse im Rahmen einer neuen Studie erhoben hat, sieht dringenden Handlungsbedarf. "Bisher geschieht den befragten Vorständen viel zu wenig, um Deutschland zu mehr Wachstum zu verhelfen", erklärt Jan Mischke, McKinsey-Partner und einer der Studienautoren, gegenüber der F.A.S..
McKinsey plädiert für eine "Wachstumswende" und schlägt eine Doppelstrategie aus "Shift" und "Lift" vor. "Shift" bedeutet, dass sich die deutsche Wirtschaft stärker auf zukunftsträchtige Branchen wie Medizintechnik, Feststoff-Batterietechnik und innovative Materialien fokussieren soll. Gleichzeitig gelte es, durch "Lift" die Produktivität mithilfe von Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz zu steigern.
Als weiteren zentralen Baustein für eine erfolgreiche Zukunft Deutschlands identifiziert McKinsey einen massiven Investitionsschub. Die jährlichen Investitionen müssten um etwa ein Drittel auf 1,3 Billionen Euro erhöht werden, wobei 70 Prozent aus der Privatwirtschaft kommen sollten. Besonders die Bereiche Energiewende, Forschung und Entwicklung sowie Künstliche Intelligenz und Automatisierung benötigen laut McKinsey dringend frisches Kapital.
Trotz der gedrückten Stimmung in den Chefetagen sieht McKinsey Licht am Ende des Tunnels. Mit einem konsequenten Wachstumswende-Plan könnte Deutschland bis 2035 seine Wirtschaftsleistung fast verdoppeln. Die Autoren der Studie rechnen vor, dass dies für jeden deutschen Haushalt ein um durchschnittlich 31.000 Euro höheres Jahreseinkommen bedeuten würde.
Quelle: theu.
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