Die Zahl der Keuchhusten-Erkrankungen in Deutschland hat in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wurden bis zum 21. November rund 22.500 laborbestätigte Fälle mit Symptomen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Dies ist der höchste Wert der letzten zehn Jahre und übertrifft die Zahlen des Vorjahres (rund 3.430 Fälle) deutlich. Auch im Vergleich zu 2017, dem Jahr mit den bisher meisten gemeldeten Fällen (rund 16.829), ist der Anstieg erheblich.
Experten sehen verschiedene Gründe für diesen starken Anstieg. Leif Erik Sander, Direktor der Infektiologie der Berliner Charité, erklärt gegenüber der dpa, dass es zwar natürliche Schwankungen gebe und alle paar Jahre eine stärkere Saison auftrete, das diesjährige Ausmaß jedoch deutlich außerhalb des üblichen Rahmens liege. Tanja Brunnert, Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, bestätigt die hohe Belastung in Kinderarztpraxen und Kinderkliniken durch Atemwegsinfekte wie Keuchhusten. Besonders betroffen seien in diesem Jahr Jugendliche im Teenageralter, wie auch die RKI-Daten zeigen, die die meisten Fälle in der Altersgruppe der 12- bis 16-Jährigen verzeichnen.
Als eine mögliche Ursache für den Anstieg nennt Sander Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie. Durch die Infektionsschutzmaßnahmen während der Pandemie hatten viele Menschen weniger Kontakt mit dem Keuchhusten-Erreger, wodurch die Immunität in der Bevölkerung abgenommen hat. Zusätzlich könnte eine erhöhte Testfrequenz auf Keuchhusten zu den gestiegenen Fallzahlen beitragen. Der Anstieg der Keuchhusten-Fälle ist laut Sander ein weltweites Phänomen. Auch in den USA verzeichnet die Gesundheitsbehörde CDC einen starken Anstieg der Infektionen.
Obwohl Keuchhusten oft mit milden Erkältungssymptomen beginnt, warnt Sander davor, die Krankheit zu unterschätzen. Nach Abklingen der akuten Infektion kann ein hartnäckiger Reizhusten über mehrere Wochen anhalten. Besonders gefährlich ist die Infektion für Säuglinge, bei denen es zu schweren Hustenanfällen, Krämpfen der Stimmlippen, Atemaussetzern und Erbrechen kommen kann. Laut RKI betreffen ein hoher Anteil der Krankenhausbehandlungen und fast alle Todesfälle junge, ungeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten. Todesfälle durch Keuchhusten sind in Deutschland jedoch selten. Das RKI meldet für dieses Jahr bisher vier Todesfälle, die wie in den Vorjahren Säuglinge, ältere Kinder und Erwachsene mit schweren Vorerkrankungen betreffen.
Rund 60 Prozent der Keuchhusten-Erkrankungen treten bei Erwachsenen auf, wie das RKI berichtet. Dies liegt unter anderem an der nachlassenden Immunität nach der Impfung, die im Kindesalter durchgeführt wird. Experten empfehlen daher Auffrischungsimpfungen, insbesondere für Jugendliche und Erwachsene, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen und vor allem Säuglinge zu schützen.
Quellen:
- dpa (Deutsche Presse-Agentur)
- ZEIT ONLINE: Starker Anstieg bei Keuchhusten - Experten empfehlen Impfung
- Robert Koch-Institut (RKI)
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC)